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Unsere CI-Geschichte

Als wir erfuhren, dass unsere Tochter Pia an Taubheit grenzend schwerhörig ist, zog uns das für einen kurzen Moment den Boden unter den Füßen weg.

Die unbeschwerte erste Zeit mit Baby hatte ganz plötzlich einen fiesen Beigeschmack bekommen. Etliche Arztbesuche zum Ausschluss einer syndromalen Ursache, unzählige Hörtests und Klinikbesuche folgten in den ersten sechs Lebensmonaten.

Es dauerte einige Zeit bis wir angekommen waren. Was es bedeutet gehörlos zu sein wussten wir nicht. Man hatte vorher wenig Berührungspunkte mit Gehörlosen und der Gebärdensprache, kannte das CI nicht und war völlig verunsichert wie es nun weitergehen sollte.

Schnell war für uns klar, dass wir Profis rund um den Sinn „Hören“ werden möchten. Wir bemerkten in der ersten Klinik schnell, dass wir immer einen Schritt weiter waren als die Ärzte vor Ort und fühlten uns unwohl, weil keiner uns dort abholte wo wir als Eltern standen.

Bei uns hatte sich sehr schnell ein Schalter umgelegt und wir sehnten uns nach Aufklärung und vorgegebenen Wegen, die uns zu unserem Ziel (dem CI) führten. Die erste Klinik war sehr darauf bedacht uns psychisch langsam mit auf den Weg zu nehmen und nicht zu überfordern. Wir hatten allerdings schon ganz am Anfang unseres Weges den Drang mehr über die OP und das CI zu erfahren. Angekommen in der zweiten Klinik war es mit der behutsamen Behandlung vorbei.

Hallo Ruhrpott!!!

Wir bekamen klare Aussagen, wussten was auf uns zukommen wird und planten den OP Termin. Das war ein Gefühl von "zu Hause ankommen"! Je mehr man über das CI wusste, desto weniger Angst hatte man plötzlich.

In der Klinik und im CIC traf man immer wieder Kinder und Erwachsene mit CI mit denen man ins Gespräch kam und wir waren verblüfft von den Erfolgen. Aus einer Internetbekanntschaft mit einer CI-Mutter hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt, man tauscht sich über Sorgen und Ängste aus, feiert Erfolge und ist nicht mehr allein in der großen Welt von Eltern eines gehörlosen Kindes.

Die Diagnose hat uns verändert und uns wachsen lassen. Wir sind dankbar dafür, diesen Sinn nun ganz ausführlich wahrnehmen zu dürfen. Normal hörende Kinder kommen in die Sprache und man freut sich über das erste Mal „Mama" oder „Papa".

Wenn unsere Tochter ihre ersten Wörter spricht, ist es für uns ganz besonders und ein Geschenk. Alle Ängste und Sorgen, schlimme Stunden und Tage, rücken dann in den Hintergrund.

Pia trägt ihre Soundprozessoren nun seit drei Wochen. Sie dreht sich mittlerweile um, wenn man sie ruft und lernt jeden Tag neue Geräusche kennen. Die Leute gucken und drehen sich um, manche tuscheln, andere fragen direkt, was das da am Kopf unseres Babys ist.

Ich bin erstaunt darüber wie positiv die Resonanz bisher ist. Man erklärt in zwei oder drei Sätzen was das CI ist und sofort schwindet die Unsicherheit des Gegenübers.

Man bekommt ein Baby und stellt sich schon während der Schwangerschaft vor wie alles läuft wenn der Knirps auf der Welt ist. Alles wird über den Haufen geworfen wenn es anders kommt als geplant.

Wenn der Plan nicht funktioniert dann ändere den Plan, aber niemals das Ziel.

Liebe Grüße,

Linda mit CI-Kind Pia

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