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Fussball: Niklas Mang ist Eskortkid in Berlin - Nahe Zeitung vom 04.09.2004

Hand in Hand mit Ronaldo?

Niklas Mang aus Leisel gehört zu den Eskortkids, die am Mittwoch mit der brasilianischen Fußballnationalmannschaft ins Berliner Olympiastadion einlaufenDer zehnjährige Niklas wurde gehörlos geboren und trägt heute eine Innenohr-Prothese.

Niklas kann es kaum abwarten. Der Zehnjährige fiebert seinem großen Auftritt am Mittwoch, 8. September, im Berliner Olympiastadion entgegen. Dann wird er an der Hand eines brasilianischen Fußballnationalspielers ins Stadion einlaufen - gemeinsam mit Kindern, die wie er ein Cochlea Implantat, eine Innenohr-Prothese, tragen. 
 
LEISEL. Niklas ist ein bisschen aufgeregt - wegen seines Berlinbesuchs. Am Mittwoch, 8. September, wird er gegen 20.30 Uhr (das ZDF überträgt live) an der Hand eines brasilianischen Fußballnationalspielers ins Olympia-Stadion einlaufen, wo die Südamerikaner gegen die deutsche Nationalmannschaft spielen. Ermöglicht hat dies der Deutsche Fußballbund (DFB) gemeinsam mit der Deutschen Cochlear Implant Gesellschaft. Für den zehnjährigen Fußballfan ist Berlin das Größte. Und wenn er dann auch noch Superkicker Ronaldo an seiner Seite hätte. "Ist das dein Lieblingsspieler?" Niklas überlegt. "Ja, schon, aber Klose ist mir noch lieber", leuchten die Augen des FCK-Fans. Von Klose hat er ein Trikot mit Autogramm. 
 
Niklas ist eines der Eskortkids der brasilianischen Fußballnationalmannschaft. Die Kinder sind zwischen acht und elf Jahre alt, gehörlos geboren oder zu einem späteren Zeitpunkt ertaubt. Dank ihres Cochlea Implantats (CI), einer elektronischen Innenohrprothese, können sie (wieder) hören und lautsprachlich kommunizieren. Evelyn Mang begleitet Niklas nach Berlin, mit dem Zug geht's nach Frankfurt und von dort aus mit dem Flugzeug in die Hauptstadt. "In die Spielerkabine gehen die Kinder alleine, das ist eine Erfahrung, die nur ihnen gehören soll", freut sich die Mutter für den Zehnjährigen. 
 
Niklas, der gehörlos zur Welt kam, trägt Implantate - erst seit wenigen Monaten auf beiden Ohren. "Und seitdem macht er tolle Fortschritte", freuen sich seine Eltern Evelyn und Wolfgang Mang. Als der Junge ein Jahr alt war, diagnostizierte eine Ärztin in Mainz den Gehörschaden. "Zunächst trug er Hörgeräte und hat höchstens zehn Wörter gesprochen", blickt die Mutter zurück. 1997 wurde das erste Implantat in einer Operation eingesetzt. 
 
"Und dann ging's los. Er hat vieles in relativ kurzer Zeit im sprachlichen Bereich nachgeholt." Niklas besucht die vierte Klasse der Grundschule Niederbrombach. "Ein Glücksfall", weiß Evelyn Mang, denn "hier hat man Erfahrung mit hörgeschädigten Kindern". Gemeinsam mit seinen Eltern, die erst seit wenigen Monaten Mitglied im Cochlear Implant Verband Hessen-Rhein-Main (CIV HRM) sind, hat Niklas sich entschieden, "auch das linke Ohr aufzuwecken", wie seine Mutter es umschreibt. "Wir wollten, dass Niklas damit einverstanden ist, denn er musste die OP über sich ergehen lassen und die Schmerzen aushalten", berichten die Eltern. Mittlerweile sind die Schmerzen vergessen, Niklas und seine Eltern sind glücklich. "Jetzt kann er Wörter richtig verstehen, er macht gute Fortschritte und ist sehr geduldig."

Ein toller Leichathlet

Evelyn Mang ist konsequent, sie übt viel mit Niklas, der entsprechend gefördert wird. "Ich wollte immer, dass er sich mit der Sprache auseinandersetzt und den harten Weg geht." Hört sich im ersten Moment heftig an, die Erfolge sprechen aber für sich. Der Zehnjährige ist selbstbewusst, mag Basketball, ist ein toller Leichtathlet - am Wochenende startet er für die LG Obere Nahe beim Birkenfelder Stadtlauf - und spielt Keyboard. Nur eines darf Niklas nicht: Fußball spielen. Ab und zu kicken mit den Kumpels ist okay, aber in der Mannschaft, wo's bei Turnieren richtig zur Sache geht - das ist den Eltern zu gefährlich. Niklas akzeptiert das, wenn auch ein wenig murrend. "Und jetzt will ich spielen", setzt er einen Punkt unters Interview. 
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