Skip to main content

Bilateral - Zwei Ohren hören mit…

Vorgeschichte:

Seit meiner Geburt im Jahre 1977 bin ich hörgeschädigt. Die ersten Jahre blieb die Hörschädigung gleich, in der Schulzeit begann mein Hörvermögen deutlich nachzulassen und im Erwachsenenalter ertaubte ich nach mehreren Hörstürzen erst auf dem linken Ohr (2003) und dann auf dem rechten Ohr (2005). Nebst meiner Hörschädigung habe ich noch Tinnitus und Morbus Meniere.

Das zweite CI:

Am 31.10.2005 wurde ich auf dem rechtem Ohr implantiert und am 16.12.2005 wurde mein Nucleus Freedom erstangepasst. Ich entschied mich für eine ambulante Reha und im Laufe des Jahres 2006 erzielte ich durch die Reha und meinen "Hör-Willen" sehr schnell und sehr gute Hörerfolge. Nachzulesen auf meiner Homepage www.tinnitus-taube.de im CI-Tagebuch.

Während ich auf dem rechten Ohr immer mehr von der hörenden Welt mitbekam, war das linke Ohr immer noch unversorgt, Resthörvermögen hatte ich kein Messbares. Immer öfter dachte ich an ein zweites CI, wusste aber von vielen, welche Kämpfe sie teilweise ausstanden, um die Kostenübernahme durch zu bekommen.

Im November vereinbarte ich einen Termin in meiner implantierenden Klinik und sprach das Thema Zweitversorgung an. Dass die medizinischen Voraussetzungen erfüllt waren, wurde schon in 2005 festgestellt, beide Ohren waren damals CI-geeignet. Aufgrund der Umstände in denen ich mich im November befand (drohende Verrentung und ständige Gutachtertermine) bot sich die Klinik an, die Kostenübernahme mit der Krankenkasse zu regeln. Dies erleichterte mich ungemein und bald darauf erfuhr ich, dass die Kostenübernahme durch sei und bekam für den 04.01.2007 meinen OP-Termin.

Gegen 6:30 Uhr wurde ich von einem Pfleger ganz lieb geweckt, ich legte das CI an und lauschte seinen Anweisungen. Ich machte meine Morgenwäsche, zog mir das schicke blaue OP-Hemd und das netzige Unterteil an, warf die kleine Pille ein und legte mich brav wieder ins Bett. Mein Herz hämmerte dermaßen, dass ich schon ins grübeln kam, ob ich nicht doch "normal" hören konnte. Aber es war "nur" die Aufregung... die Angst... die Nervosität...
Gegen 07:30 Uhr wurde ich abgeholt und zur Schleuse gebracht, dort umgebettet und ... beruhigt. Meine Nervosität war extrem gewachsen. Ich weiß noch, wie EKG und Blutdruckmessgerät angelegt wurden und diese Maske auf mein Gesicht gelegt wurde... daraus strömte ein *brrrrr*-Gas...
12:15 Uhr... ich wachte auf, ziemlich benommen und benebelt. Erster Griff war ins Gesicht....alles in Ordnung... Augen zu und weiter schlafen.
Das nächste Mal beim Augen öffnen war ich schon im Zimmer, aber ich schlief gleich weiter... dann war auf einmal der Doktor da und berichtete, dass alles prima gelaufen sei. Soweit weiß ich es noch, auch dass er dann meinte, ich soll erstmal weiterschlafen... naja, ziemlich unhöflich, wenn man beim Gespräch immer die Augen verschließt. ;-)

Die zweistündige OP verlief problem- und komplikationslos. Im Gegensatz zur ersten OP waren diesmal auch kein Taubheitsgefühl auf der Zunge und keine Geschmacksverwirrung vorhanden. Nur der Tinnitus spielte sein übliches Spiel mit mir.

Am 18.01.2007 wurden die Fäden gezogen und ich bekam meinen Termin zur Erstanpassung des zweiten Nucleus freedom, dieser sollte am 30.01.2007 sein.

Da es ja mein zweites CI ist, bedarf es keiner großen Aufklärung von Seiten des Technikers, zudem was folgen sollte. Lediglich die Überprüfung des Zubehörs dauerte seine Zeit.

Leider war mein blauer Prozessor (den ich auch für die zweite Seite bestellt habe) noch nicht verfügbar, ich bekam einen Schwarzen... Nun habe ich links schwarz und rechts braun... Aber ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, bald beidseitig blau zu haben.

Nachdem alles erklärt und geklärt war, sollte es losgehen. Mein Sprachprozessor wurde mit dem Laptop verkabelt und durch ein spezielles Programm wurden nochmals die Elektroden in der Cochlea überprüft. Hierbei stellte sich heraus, dass Kanal 19 und 20 keine Reaktion zeigen, mehrmals wurde es probiert, aber nix passierte. War schon ein komisches Gefühl, da ich mich schon wieder auf dem OP-Tisch zum Austausch des Implantates sah...

Aber zunächst wollten wir erstmal die Ersteinstellung machen....

Angefangen wurde wieder mit dem tiefsten Ton... Klick für Klick wurde er lauter gestellt und auf einmal hörte ich ihn... auf der linken Seite bin ich schon seit August 2003 ertaubt, von daher war es umso merkwürdiger dort etwas zu hören.

Nun wurde jeder Sensor nacheinander eingestellt und jeder Ton kam bei mir an. Probleme hatte ich wieder bei den höchsten Tönen, die ja meinem Tinnitus sehr ähnlich sind.

Dann wurde bei jedem Ton die vom Empfinden her angenehmste Lautstärke eingestellt. Und anschließend immer 3 Töne nacheinander abgespielt, ob diese auch gleich laut sind... das war weitestgehend der Fall. Auch stellte sich heraus, dass die Kanäle 19+20 die Töne normal verarbeiten, also nicht "tot" sind.

Etwas komisch fand ich das Bild auf dem Monitor, manche Töne hörte ich schon kaum dass sie da waren und bei manchen dachte ich "Strom fließt mit" ...dementsprechend sah auch die Einstellung aus... so richtig Berg- und Talfahrt.

Nachdem die Computereinstellung beendet war wurde das Kabel entfernt und die Steuereinheit samt Batterien an die Prozessoreinheit angesetzt.
Ich setze alles am Kopf an und schalte ein. Ehrlich gesagt war ich schon etwas enttäuscht. Vom rechten Ohr bin ich ein weitestgehend normales Hören gewöhnt und auf dem linken Ohr ist nun ein reinstes Kauderwelsch an Tönen.

Der Techniker verursachte noch einige Geräusche, wie klopfen, Papier knistern usw. Damit wollte er sichergehen, dass nichts zu laut ist. Die Geräusche kamen auf beiden Ohren an... rechts "normal" und links *ghgdfgabhd*

Aber bereits nach ein paar Stunden merkte ich, dass sich das linke Ohr gewöhnt, ich nehme an, weil mein Gehirn vom rechten Ohr alles weiß, wie sich was anhört.

Bereits einen Tag nach der Erstanpassung, telefonierte ich via T-Spule mit dem linken Ohr. Es hörte sich wesentlich anders an, als wie mit dem rechtem Ohr, aber ich VERSTAND und das ist das Entscheidende.

Zusammenfassung:

Ich bereue es keineswegs, mich zweimal auf den OP-Tisch gelegt zu haben. Das Hören mit zwei CI´s finde ich wesentlich angenehmer als mit nur einem. Jeder der die entsprechenden Vorraussetzungen mitbringt, sollte sich die bilaterale Versorgung überlegen. Ich für mich kann sagen:

· Ich höre und verstehe auf beiden Ohren, das "ausgegrenzt sein", ist bedeutend geringer geworden.
· Ich brauche meinem Gesprächspartner nicht mehr immer nur die rechte Körperhälfte zuwenden.
· Mit zwei CI´s nehme ich die Geräuschwelt wesentlich deutlicher und klarer auf, eben stereophone…

Sindy Funke
www.tinnitus-taube.de

  • Erstellt am .