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Vom Tinnitus zum Hörimplantat (EAS)

Seit etwa 20 Jahren begleitet mich ein Tinnitus, erst leise, dann immer lauter bis ich genervt und besorgt anfing alles was mir Hilfe versprach auszutesten: Durchblutungsmittel (Dusodril, Ginkgo), Sauerstofftherapie, Ozontherapie, Lidocain (stationär), usw. jedoch leider ohne jeden Erfolg.

1995 bin ich dann in die Tinnitusliga (DTL) eingetreten und bekam dort kompetenten Rat und Adressen von Ärzten und Hörgeräteakustikern und entschied mich recht bald für eine Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT). Hierbei handelt es sich um eine Versorgung mit Hörgeräten mit sog. "Noisern", die ein "weißes Rauschen" erzeugen und die man ca. sechs Stunden pro Tag tragen muss. Das Gehirn wird dadurch geschult mit dem Rauschen auch den Tinnitus (der bei mir ein hoher Piepton ist) wegzudenken. Diese Retraining-Therapie war für mich erfolgreich.

1. Die Hyperakusis war fast ganz verschwunden
2. Meine Ohrgeräusche sind in den Hintergrund getreten und dadurch erträglich geworden
3. Dabei stellte sich heraus, dass ich Hörgeräte benötigte, vor allem für den Hochtonbereich..

Leider hat sich die Hochton-Schwerhörigkeit immer mehr verstärkt und in der letzten Jahren wurde der Hörverlust so groß, dass mein normales Leben stark eingeschränkt war.

Telefonklingel, Wecker und Haustürklingel habe ich mit den stärksten Hörgeräten nicht mehr gehört. Vorträge, Konzerte und Fernsehen wurden unverständlich und das Sprachverstehen ging hauptsächlich über Ablesen von den Lippen. Von den HNO-Ärzten bekam ich immer wieder die Nachricht: Da kann man nichts machen, für mich gäbe es keine Hilfe.

Auch die wertvollen Hinweise, die ich in den Jahren davor von Symposien und vor allem von der Jahrestagung der Tinnitusliga mitnahm, konnten die Situation nicht mehr verbessern.

Durch Zufall wurde ich von einer Hörgeräte-Akustikerin auf die Möglichkeit einer Operation mit Erhalt des Resthörvermögens aufmerksam gemacht. Sofort habe ich Kontakt mit Prof. Gstöttner aufgenommen (2002), der mich seitdem ambulant betreute und jährliche audiometrische Kontrollen durchführen ließ. Nach einer zunehmenden Verschlechterung der Hörleistung und einer ausführlichen Beratung entschloss ich mich zu einer Cochlea-Implantation mit Restgehörerhalt im Tieffrequenzbereich (Elektroakustische Stimulation = EAS). Wie bei vielen Betroffenen wurde der Antrag nicht gleich von der Krankenkasse genehmigt und man musste schon kämpfen. Ein halbes Jahr später war es so weit.

Am 11. Oktober 2006 wurde ich in der HNO-Klinik der Universität Frankfurt von Prof. Gstöttner operiert. Die Durchführung der OP mit einer speziell von der Firma MED-EL entwickelten kürzeren Elektrode verlangt große Erfahrung. Bei dieser Implantationstechnik mit einer Begrenzung der Einführtiefe wird das Restgehör funktionsfähig erhalten.

Die Operation verlief komplikationslos. Meine Ängste, ich könnte mit einer Faszialislähmung aufwachen, bewahrheiteten sich nicht. Ich hatte einen leichten Schwindel beim Gehen, der sich bald verlor und eine leichte Störung beim Schmecken. Die linke Seite der Zunge hatte einen metallischen Beigeschmack. Beide Störungen sind später abgeklungen. Nach fünf Tagen wurde ich aus der Klinik entlassen und wartete nun auf die Anpassung des Sprachprozessors.

Am 7. November 2006 war es so weit. Die Erstanpassung eines MED-EL DUET fand in Frankfurt in der Klinik statt und ich hatte sofort ein gutes Hörergebnis. Das neue Hören war beeindruckend. Alles was jahrelang verschwunden war, tauchte plötzlich wieder in meinen Ohren auf. Die OP brachte ein großartiges Ergebnis.

Das Restgehör im Tieftonbereich war weitgehend funktionsfähig erhalten geblieben und nach einigen Wochen Gewöhnung an das CI konnte das Hörgerät zugeschaltet werden.

Nach vielen Tests und einem halben Jahr Erfahrung mit dem DUET stellt sich die Frage: Was ist anders, wenn das Hörgerät zugeschaltet ist? Das akustische Gehör im Tieftonbereich vermittelt einen natürlicheren Klang der Stimmen und Töne und besonders bei Musik eine größere Klangfülle. Beim reinen Sprachverstehen empfinde ich mit dem Sprachprozessor allein kaum einen Unterschied.

Das noch vorhandene Restgehör hat den großen Vorteil, dass ich auch ohne Sprachprzessor auf dem linken Ohr nicht ganz ertaubt bin und mich noch etwas orientieren kann.

Erhebliche Probleme habe ich noch mit dem Telefonieren und der Übertragung von Sprache aus Lautsprechern und Radio. Die Stimmen sind oft verzerrt oder zu leise. Auch eine Orientierung aus welcher Richtung Geräusche kommen ist meist schwierig, da ich ja nur einseitig versorgt bin und auf dem rechten Ohr ebenfalls eine Hochtonschwerhörigkeit besteht. Hier trage ich noch zusätzlich ein Hörgerät.

Auf meinem Weg bis heute habe ich viel Unterstützung und Ratschläge bekommen, wofür ich mich herzlich bedanken möchte

Mein Dank gilt besonders
- Prof. Gstöttner und allen Beteiligten der HNO-Klinik der Universität Frankfurt
- dem Cochlear Implant Verband Hessen- Rhein-Main e.V. (CIV HRM)
- den Mitarbeitern vom CIC in Friedberg für die kompetente und immer freundliche Behandlung und Beratung
- und nicht zuletzt den Mitarbeiten der Firma MED-EL mit der technologisch fortschrittlichen Hörlösung DUET.
Aus Dank und um Forschung und Entwicklung zu unterstützen, nehme ich an einer klinischen EAS Studie teil. Die ambulante Reha in Friedberg und die Tests in Frankfurt bestätigen immer wieder, dass die Cochlea-Implantation ein voller Erfolg geworden ist und ich wieder erfreulich gut hören kann.

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