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Mein Weg zum CI

Mein Name ist Helma Göbel, ich bin 63 Jahre.
 
Am 13. August 2015 konnte ich wegen Schwindel nicht zur Arbeit.
 
Ich holte mir einen Termin bei meinem Orthopäden. Der schickte mich zum MRT der Halswirbelsäule, da konnte man sehen dass die Bandscheiben ziemlich geschrumpft waren und daher wohl meine Schmerzen bzw. mein Schwindel kam. Der Arzt  war dafür, dass ich eine  Schmerztherapie machte,  da ich auch nervlich ziemlich fertig war. Er schickte mich nach in die Klinik Balserisches Stift nach Gießen, ich machte dort eine 14 tägige Schmerztherapie.
 
Da wurde dann auch festgestellt, dass mein Blutdruck sehr hoch war, trotz Medikamenten. Die Therapie tat mir sehr gut, ich bekam zu meinen Blutdrucktabletten noch  Betablocker und ein leichtes Antidepressiva. Danach ging ich im September 4 Wochen zur Anschlussheilbehandlung nach Bad Nauheim in die Kaiserbergklinik. Hier war auch eine HNO-Abteilung, mit Behandlungen für Tinnitus und hochgradige Schwerhörigkeit. Da ich auch unter Tinnitus litt und schwerhörig war, daher auch zwei Hörgeräte hatte, habe ich mich natürlich hierfür interessiert und gefragt, ob ich an Vorträgen teilnehmen durfte. Mit meiner Ärztin sprach ich darüber und bat auch um einen Hörtest. Dieser fiel dann so schlecht aus, dass man mir sofort einen Termin bei der HNO-Ärztin machte, um diesen zu besprechen. Mein rechtes Ohr hatte nur noch 10% Hörvermögen und mein linkes Ohr nur 40 %.
Wenn man bedenkt, dass ich im Büro bzw. der Telefonzentrale und im Empfang arbeite und jeden Tag mit Kunden und Lieferanten zu tun habe - zum Teil auch international. Die  Ärztin belehrte mich dann was Hörstress alles verursachen kann. Ich hatte bis dahin das Wort „Hörstress“ noch nie gehört.
Hörstress heißt, dass man permanent unter Anstrengung ist, zu verstehen was man hört! Mir war das alles nicht bewusst. Die Ärztin sprach von einem Cochlea-Implantat (CI)  für mein rechtes Ohr.
 
Ich hatte zwar schon Leute in der Klinik gesehen, die hinterm Ohr ein etwas größeres Hörgerät mit einem Kabel trugen, wusste aber sonst nichts darüber. Ich suchte dann Kontakt zu einer jungen Frau mit einem CI. Sie erzählte mir dann ihre Geschichte und ich staunte nur darüber, was es heute alles gibt. Wir freundeten uns an und ich wollte einfach alles über dieses CI wissen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Helma, das ist was für dich. Mir war nicht bewusst, dass ich so schlecht hörte, aber ich merkte auch, dass ich ohne den Blickkontakt mit meinem Gesprächspartner, kaum was verstehen konnte und von den Lippen abzulesen, fiel mir nicht schwer.
 
Die Ärztin riet mir, nochmal eine Reha anzustreben, um herauszufinden, ob evtl. ein CI für mich in Frage käme. Damit ging ich dann von Bad Nauheim nach Hause, in der Hoffnung nochmal nach Bad Nauheim, in die Kaiserbergklinik zu kommen.
 
Ich stellte also einen neuen Antrag auf Reha an die BFA bzgl. meiner Schwerhörigkeit. Dem Antrag wurde zugestimmt, allerdings schickte die BFA mich in die Bosenberg – Klinik nach St. Wendel. Ich fuhr dann vom 28.12.2015 bis zum 19.01.2016 in Reha auf den Bosenberg.
 
Hier wurde sehr schnell herausgefunden, dass meine Schwerhörigkeit rechts, mit einem Hörgerät nicht mehr zu versorgen ist. Zu diesem Zeitpunkt war ich absolut dazu bereit mich implantieren zu lassen. Durch Gespräche mit CI-Patienten in der Klinik, die mir sehr wichtig waren, habe ich mich in so Vielem selbst gesehen.  Aber diese drei Wochen mit Informationen  in der Klinik habe ich gebraucht. Ich entschied mich für eine Implantation in Mannheim, da die Bosenberg-Klinik mit der Uni-Klinik in Mannheim zusammen arbeitet und ich mich in der Bosenberg – Klinik gut aufgehoben fühlte. Also bin ich mit einer Überweisung in der Tasche am 19.01.2016 nach Hause.
 
Am 28.01.2016 stellte ich mich dann in Mannheim bei Dr. Jèrome Servais vor. Es wurden Tests gemacht und Dr. Servais sagte mir, dass er mir mit einem CI helfen könnte, aber letztendlich läge die Entscheidung bei mir selbst.  Aber meine  Entscheidung war schon gefallen.  Ich wollte hören und verstehen, denn das wusste ich jetzt auch, zwischen hören und verstehen da ist noch was und das fehlt mir! Worauf sollte ich jetzt noch warten.
 
Am 24. Februar 2016 bin ich dann stationär in Mannheim aufgenommen worden und am 26. Februar 2016 bin ich implantiert worden. Ich hatte absolut keine Angst vor der OP, die etwa 2 Stunden dauern sollte. Dr. Servais hat mir alles genau erklärt und ich hatte vollstes Vertrauen zu ihm. Habe selten einen Arzt getroffen, der sich so kümmert und immer ansprechbar ist. Bei mir wurde ein HiRes90K Mid Scala Elektrode der Fa. Advanced Bionics mit 16 Elektroden, die vollständig inseriert wurden, implantiert,  d. h. die hohen Töne, die mir fehlten, höre ich über das CI und die tiefen Töne über ein Hörgerät. Das nennt sich EAS (Hör-erhaltend). Am 29.02.2016 wurde ich dann aus der Uni–Klinik in Mannheim entlassen.
 
Vom 21.03.2016 bis 25.03.2016 war ich dann zur Erstanpassung in St. Wendel.  Hr. Dr. Müller kam mit einem großen Koffer in dem der Sprachprozessor für mein CI  drin war. Ich konnte es nicht fassen, was da eine Technik drin war, gewaltig. Ich war nun also jetzt komplett ausgestattet und erstaunt, was ich da alles zu hören bekam – aber verstehen????  Die Tage darauf war echte Arbeit, aber auch interessant, was ich alles hörte und auch schon verstand!!!  Zum Beispiel konnte ich den Takt der Musik mitschlagen, konnte über Hörschleife und Verstärker hören und verstehen was die Therapeutin an Begriffen umschrieb und diese auch zuordnen. Es machte echt Spaß, aber ich war Abends auch geschafft. Sehr hilfreich war auch das CI-Cafè, denn hier hört man Erfahrungsberichte von anderen Patienten, auch die Gespräche die man hier hat, sind einfach wichtig.
 
Am 25.03.2016 fuhr ich dann mit meinem kompletten CI nach Hause und wartete auf die Reha.
 
Zu Hause waren sehr viele Geräusche, die ich bisher nicht gehört habe und auch daher nicht zuordnen konnte. Früher war es so, dass ich ein Bild hatte und wusste dann welches Geräusch dazugehört. Jetzt ist es eher so, dass ich das Geräusch höre und suche dann was das sein kann. Mir war das alles nicht so bewusst, dass ich wirklich so schlecht gehört habe!!!  
Bis zur Reha fuhr ich nach Mannheim, in die Uni–Klinik zur Einstellung meines CI’s. Dies wurde auch mit Anweisung von Herrn Wintermeyer von der Fa. Advanced Bionics gemacht. Es ist einfach toll, was da so alles passiert. Dr. Servais war sehr zufrieden mit mir, (Hörtest, Wunde, usw.).
 
Am 28. Juni 2016  war es endlich soweit. Ich ging in die Bosenberg–Klinik zur Reha.
 
Ich war total gespannt und freute mich auf ein Wiedersehen mit  den Logopädinnen, der Ärztin und  Audiologen usw. Ich fühlte mich in der Bosenberg–Klinik total gut aufgehoben, ich wollte nicht nur Hören sondern auch Verstehen und mir war klar, dass das kein Spaziergang war! Aus vier Wochen, die erst geplant waren, wurden sechs Wochen, die aber auch nötig waren. Es war eine Zeit, die mir total gut getan hat.
 
Ich bin immer noch fasziniert von der Technik,  die da in meinem Ohr ist und mit der ich höre und verstehe. Sicher ist das ein ganz anderes Hören, aber hören und nichts zu verstehen,  ist schlimmer. Es ist Arbeit und die Logopäden und Audiologen sind darauf angewiesen, dass man mitmacht, denn nur so kann eine Einstellung funktionieren. Am 09. August 2016 ging ich dann nach Hause,  gut eingestellt, dankbar und sehr stolz auf mich, das ich alles so geschafft habe.
 
Besonders liegen mir Kinder am Herzen, die gehörlos zur Welt kommen oder die schon im Kindesalter durch Krankheit oder wie auch immer ertauben. Hier kann geholfen werden, dass  diese nicht als (Hör-)Behinderte aufwachsen müssen. 
 
Da sehe ich meine Aufgabe und hier möchte ich gerne helfen und Mut machen, vielleicht nur durch meine Geschichte, denn für mich ist ganz klar: Gott hat mich hier besonders geführt und geleitet, alleine hätte ich diesen Weg nicht gehen können, er hat immer dafür gesorgt, dass mein Mann und meine Familie mich immer bestärkt und mir Mut gemacht haben, damit ich das schaffe.
Ich wünsche jedem der schlecht hört und mit Hörgeräten nicht mehr klar kommt, den Mut, sich zu informieren, was es noch gibt um sich nicht zurückziehen zu müssen. Das Leben hat so viel Schönes, das es wert ist zu hören und zu verstehen.
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