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Mein Erlebnisbericht der CI-OP letzte Woche

Was für eine Woche - das Leben kann manchmal ganz schön hart sein.

Montag morgen bin ich um 9.30 Uhr eingetreten, sehr nett und kompetent empfangen worden und gleich ging es los mit Programm und Voruntersuchungen, EKG, Lunge röntgen, HNO, Anästhesie, Blutentnahme, das ganze Programm. Alle sehr lieb und einfühlsam, trotz Stress und voll belegter Betten.

Am Montagabend kam dann eine ganze Horde Ärzte ins Zimmer, die mir mitteilten, dass sie die OP gerne verschieben möchten, da das EKG nicht so ganz i.O. war. Sie wollten erst ein kardiologisches Konsil. Ich bin so gut wie ausgerastet, das EKG war mir schnurzpiepegal, nach dem Stress konnte das gar nicht normal aussehen. Sie haben sich noch ein Viertelstündchen beraten und dann zu meiner großen Erleichterung beschlossen, die OP doch zu machen, da es ja nur die Ohren betraf und nicht meinen Bauch. Außerdem ist man ja nie sicherer wie auf einem OP-Tisch - meine Meinung.

So wurde ich die erste erwachsene Patientin des USB, die gleichzeitig beidseitig ein Implantat erhielt. Ich mache Geschichte!! Die Leutchen im Chatroom für Schwerhörige, wo ich mich vorher informiert hatte, die schon ein CI implantiert bekommen haben, haben mich alle gewarnt, ich könnte nachher nicht liegen. Wie wahr, ich habe 30 Klämmerchen hinter den Ohren in schmucker T-Form, was heißt, ich kann wirklich nur auf dem Gesicht liegen, eine neue Variante, sehr bequem!

Fäden wären vermutlich sehr viel weniger pieksisch gewesen, aber der Druck ist wohl enorm und es hat auch nicht soviel Haut zum Nähen, also mussten es wohl die Klämmerchen sein.

Von heute zurückschauend, muss ich sagen, ich bin froh, dass ich beide Seiten auf einmal gemacht habe, trotz der Unken, so muss ich da nicht noch einmal durch und höre nachher gleich STEREO.

Die ersten 24 Stunden hatte ich einen Druckverband, der wie der Name schon sagt, ziemlich drückte. Da sie mir die Entwässerungstabletten nicht verabreicht hatten, schwoll mein Gesicht zum Mondgesicht an, meine beiden Augenlider und die Säckchen darunter füllten sich mit Wasser und quollen zu. Ausserdem hatte ich rechts ein Veilchen und eine dicke Lippe, ich sah aus wie nach einem Boxkampf in der 13. Runde. Heinz sagt, er war geschockt, ich sah mich erst am Mittwochmorgen im Spiegel und dachte Dracula's Mutter blickt mir entgegen, nach einem Kampf mit ihrer ganzen Sippe.

Stellt Euch nur vor, hätte ich die Nähte vor meinen Ohren (Facelifting), sehe ich zwar jetzt genauso aus, später aber vielleicht wie die schöne Helena - wer weiss?

Wer am Veilchen, der dicken Lippe, dem vom Tubus halb abgerissen Halszäpfchen, das mich bis nachts um 3 Uhr Blut schlucken ließ und den vielen (parallel gelaufenen) Infusionsleitungen, der Leitung auf dem linken Fußrücken!! und dem offenen Ellenbogen Schuld war, weiß ich nicht. Sollte es der charmante junge cand. med. gewesen sein, der sich so sehr für die Größe meines Schlundes interessiert hatte und sich mit der Frage Tubus 2 oder 3 quälte, dann sei ihm hiermit sofort verziehen, jeder fängt einmal an und er war wirklich sehr nett.

Sollte es hingegen der alternde Prof. (Name der Redaktion bekannt) gewesen sein, Schande über ihn.

Es waren alles Äußerlichkeiten, die Schmerzen hielten sich in Grenzen, der Schwindel schreckte mich nur für ein paar Stündchen und das Wichtigste es war mir nicht schlecht!!

Vorm Tinnitus war ich vorgewarnt und nahm ihn deshalb locker. Links hatte ich einen prasselnden Dauerregen, rechts einen Bahnhof, in dem ab und zu, je nach Bewegung und Anstrengung, ein ICE einfuhr, aber auch schnell wieder ausfuhr, was mich jedes Mal unendlich beruhigte. Alles schien OK.

Dann am Abend spät wurde der Druckverband gelöst und ich bekam einen neuen Kopf-schmuck - sehr kleidsam!!

Wir waren ja im Januar in Madrid im Prado und haben dort viele Bilder der Infantin Isabella von Spanien gesehen, genauso sah ich aus, nur ohne Juwelen und leider ohne den Hofstaat, der die niederen Arbeiten erledigte, aber sonst wirklich sehr ähnlich. Nicht dass ich glaube, Isabella hatte Implantate, es war wohl nur so eine Modesache. Nur musste ihr Replica (ich) Ärger mit ihrem Don Alfonso gehabt haben, denn das Veilchen rettete sich auch über den Druckverband heraus, die Wasseransammlungen flossen dafür aber ziemlich schnell ab.

Trotzdem weinte Ivanka bitterliche Tränen als sie mich sah, vielleicht sah ich mich ja selbst durch eine rosarote Brille. Außerdem lenkte dieser Kopfschmuck von den angeklebten Haaren ab, die sie wohl mit Pflasterspray auf meinem Haupt befestigt haben (und die weitere 14 Tage dort ungewaschen!! kleben bleiben werden) und von den kahl geschorenen Stellen natürlich.

Dann kam die Katastrophe, mein Körper ging in Streik wegen der Schmerzmittel. Das war mir ja schon bei meinem Nierenops. so gegangen, nur hieß es damals, es sei eine Unverträglichkeit auf die Opiate. Diesmal hatte ich nur 4 x 1000 mg Paracetamol, das waren 3000 mg mehr, wie die Urologen mir mit der Niereneinschränkung zugestanden, mir wurde spei-übel und nichts, aber auch gar nichts half, da es systemisch war, es gab nur eines, ich musste die Schmerzmittel drastisch reduzieren.

Leichter gesagt als getan, der ganze Kopf tat höllisch weh, besonders die Schläfenregion, aber ich hatte offensichtlich nur die eine Option Schmerzen oder Übelkeit. Nachdem ich den Donnerstagnachmittag mit dem Kopf über der Toilettenschüssel verbracht habe, übrigens keine schlechte Lage für mich, hörte ich immer wieder das kleine innere Stimmchen was mir zuflüsterte: "Komm, spring mit mir vom Balkon, dann ist es vorbei."

Wahrlich, sehr verlockend, aber wer springt schon vom Balkon mit CHF 20'000 teuren Implantaten der neuesten Technologie im Kopf?

Ich nicht, also beschloss ich lieber Schmerzen wie Übelkeit. Halbierte zuerst und viertelte dann die Dosis auf 1x 1000 mg in der Nacht, um überhaupt etwas schlafen zu können.

Heute ist schon Montag, wieder ist eine lange Nacht vorbei und es geht mir wirklich bedeutend besser und mir ist nicht mehr übel und meine Lebensgeister freuen sich auf das Fäden ziehen am 14.3. und dann natürlich auf das Anhängen der Prozessoren am 25.3. und die tägliche Einstimmung bis am 10.4.

Zwischendurch hoffe ich, die Erlaubnis zum Haare waschen zu erhalten, bevor Läuse Einzug halten oder ein Vogel sein Nest darin baut und natürlich auf meine Brille, damit die Welt wieder gerade wird, notfalls mit gepolsterten Bügeln, da die Naht direkt hinterm Ohr verläuft. Um die kahl geschorenen Stellen auf meinen Schädel werde ich mich zu gegebener Zeit dann kümmern, die Zeit der Eitelkeit ist definitiv vorbei, ich bin in der letzten Woche zumindest innerlich zu einer alten Frau geworden, die Warterei und auch die letzte Woche haben mich fast alle Kraft gekostet und ich werde die Rekonvaleszenz dazu benutzen, innerlich wieder jung zu werden.

Eins muss ich noch erwähnen, mein Mann war ein Engel in der letzten Woche, ohne ihn hätte ich es nicht geschafft und natürlich auch all die lieben Wünsche von Gleichbetroffenen haben mich getragen, für die ich mich ganz herzlich hier bedanken möchte.

Wenn Ihr mir bis hierher gefolgt seid, lasst mich noch sagen, dass ich erst jetzt in der wohl-tuenden kompletten Stille, die mich umgibt, erkenne, welch ein Stress das Hören- und besonders das Verstehen wollen für mich bedeutet hat. Ich habe nur noch Lärm wahrgenommen, bin für jedes Wort an Euren Lippen gehangen und habe doch in den letzten 2 Jahren so gut wie nichts mehr verstanden, ich denke, es war oft reine Intuition und Kombination, die mir geholfen hat.

Ich danke Euch allen für's Zuhören, wünsche Euch schöne Osterfeiertage und grüsse ganz herzlich.
Moni Gugger

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