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Mein CI-Erfahrungsbericht

Bevor Ihr hier meinen Bericht lesen dürft, möchte ich mich erst einmal kurz vorstellen. Ich bin 51 Jahre alt, verheiratet, Mutter von drei erwachsenen sowie drei schulpflichtigen Kindern und zweifache Oma.

Mein erstes Hörgerät erhielt ich im Jahr 1977 auf der rechten Seite, Diagnose - vererbte Innenohrschwerhörigkeit -, mein 2. Gerät auf der linken Seite 1990. Alle 3 Jahre brauchte ich ein Neues.

Als ich mich im Jahr 2002 in Bad Berleburg von meiner Brustkrebsoperation aus dem Jahr 2001 erholte, teilte man mir dort mit, dass ich ein Fall für ein CI wäre.

Nach einem Vortest 2002 am hiesigen Klinikum lehnte man dies jedoch mit der Begründung ab, man müsse mir meinen Hörrest erhalten, der mit zwei Hörgeräten damals noch 20 % war. Ich solle warten bis sich das Hörvermögen weiter verschlechtere.

Im Jahr 2006 ließ ich den Vortest wiederholen, da ich merkte, dass ich mit den neuen digitalen Hörgeräten bei einer Einstellung von 120 dB auch nicht mehr so viel hörte wie vorher. Die Werte waren damals auf dem linken Ohr die ersten 3 Töne zwischen 95 und 100 dB Hörabfall und die anderen Töne konnte man im Keller suchen. Die Werte des rechten Ohrs ein Ton mehr sonst alles wie links. Inzwischen hör ich auf dem rechten Ohr mit dem Hörgerät nur noch 10 % der Sprache. Nachdem diese Werte vorlagen, gab Prof. Hörmann sofort grünes Licht für ein CI links.

Nach einem kurzfristigen vom Klinikum verschobenen und am Ende für das Jahr 2006 abgesagten Termin, erhielt ich am 15. Jan. 2007 das CI eingesetzt. Ich wartete mit Spannung auf die OP. Montags den 14.01.2007 wurde ich stationär aufgenommen. Am Dienstag den 15.01.07 kam ich in den OP-Bereich. Dort wurde ich bei der Vorbereitung gefragt, ob ich Angst davor hätte, meine Antwort war - wenn ich Angst davor hätte, wäre ich gar nicht hier.

Nach dem ich um 16 Uhr mit einem dicken Kopfverband wieder aus der Narkose erwachte und noch eine weitere Stunde im Wachraum bleiben musste, kam ich auf mein Zimmer zurück. So gegen 18 Uhr fing ich an zu quengeln, "ich will raus", da mir das mit der Bettentoilette zu unangenehm war. Schmerzen hatte ich keine, auch kein Schwindelgefühl. Nach dem ich lang genug gequengelt hatte, erbarmte sich so gegen 20.30 Uhr die dienst habende Ärztin und erlaubte mir aus dem Bett zu klettern. Am nächsten Morgen wanderte ich schon kurz mal durchs Haus. Diese Ausflüge wurden langsam länger bis zu 30 min. Da bei der Kontrolle am Donnerstag den 17.01.07 die Narbe in Ordnung war und ich keinen Schwindel hatte, durfte ich schon nach Hause gehen.

Mit großer Spannung erwartete ich dann die Erstanpassung meines Med-El Opus 2, die am 13. Febr. 07 stattfand. Etwa 5 Stunden nach der Anpassung konnte ich schon Männer- und Frauenstimmen auseinander halten, allerdings noch nicht verstehen. Ein Hörversuch mit CD am PC ging natürlich noch daneben.

Man meint ja, man hat am Anfang eine Micky Maus Stimme im Ohr. Nach etwa einer Woche nach der 2. Einstellung verstand ich schon etwas mehr.

Im Mai, nachdem die Micky Maus aus dem Ohr verschwunden war, versuchte ich mich dann mit dem MP3 - Player, es klappe ganz gut, obwohl das Textverständnis der Lieder noch zu wünschen übrig ließ. Das Sprachverständnis war schon ganz gut.

Ich versuchte mich auch wieder an meinem alten Hobby, das ich fast 20 Jahre wegen der immer schlechter werdenden Ohren aufgeben musste, dem Orgel spielen. Es ging ganz gut.

Meine erste ambulante CI-Therapie hatte ich Anfang September 07. Dies war für mich auch eine neue Erkenntnis. Ich dachte, ich verstehe wieder einiges, aber denkste das faule Ohr musste ja wieder was tun. Bis jetzt habe ich knapp 25 Therapieeinheiten hinter mir, aber das Telefonieren ist immer noch ein Puzzlespiel für mich. Es kommt auf das Telefon an, über die Fernbedienung des OPUS 2 klappt das Telefonieren überhaupt nicht, ich muss ganz normal hören einstellen und wenn möglich, den Lautsprecher des Telefons zum Mithören. Nur dann geht's einigermaßen. Ein Ohr mit Fernbedienung ist ja auch ganz praktisch. :-)

Der liebe Familienfrieden ist ja inzwischen auch wieder eingekehrt, das immer wieder Nachfragen und das ewige falsch Verstehen hat auch bei der ganzen Familie Nerven gekostet.

Inzwischen verstehe ich über das kleine Headset vom PC auch die Nachrichten des Internetradiosenders, genauso fast alle Liedertexte, die die in Deutsch spielen.

Über einen Ringschleifenverstärker kann ich in Seelenruhe Fernsehen und Radio verstehen. Das Freiraumhören bei einer leisen Einstellung ist noch nicht so gut.

Mir macht jetzt auch das Leben wieder mehr Freude, sich mit anderen zu unterhalten, ohne im Abseits zu stehen, weil man nichts versteht und dann darauf angewiesen ist, alles erklärt zu bekommen und wenn es nur im Telegrammstil ist.

Da der gesunde Mensch ja zwei Ohren besitzt, warte ich auf die im Januar 08 eingereichte Genehmigung für das 2. CI. Ich habe bisher nicht bereut, diese CI-Operation durchgeführt zu haben. Inzwischen habe ich mich auch der CI-Selbsthilfe Gruppe Rhein-Neckar angeschlossen.

Wichtig ist für uns CI-Träger die Erfahrungen von Gleichgesinnten und gelegentliche Treffen, in denen auch die ganze Familie mit einbezogen werden kann.

Uff, das war ein langer Bericht und ich hoffe das er ganz Interessant für Euch war.

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