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Aschenputtel und ihr neues Ohr oder: Ein CI-Märchen

Es war einmal, da wurde weit im hohen Norden Aschenputtel geboren. Lange vorher hatte eine böse Hexe Aschenputtels Mutter verwunschen. Jedoch erst, als Aschenputtel schon mehr als zwei Jahre alt war, fiel auf, dass Aschenputtel weder bei einer zuschlagenden Hüttentür erschrak noch so richtig sprechen lernen wollte. Ein weiser Heiler stellte als Folge des Fluchs gegen Aschenputtels Mutter Schwerhörigkeit fest. Es kam, was kommen musste - Aschenputtel ging in ein fernes Land in einen speziellen Elfen-Kindergarten, und auch die guten Feen, bei denen Aschenputtel die Schule besuchte, lebten weit weg. Dabei traf Aschenputtel viele andere Kinder, denen es ähnlich ergangen war wie ihr selbst. Die Zeit verging, Aschenputtel wurde groß, sie lernte den einen oder anderen Prinzen kennen, fand ein Auskommen bei der kaiserlichen Post im südlichen Reich, aber die Schwerhörigkeit blieb. Auf dem linken Ohr hörte sie von Kindesbeinen an gar nichts, auf dem rechten Ohr blieben ihr 60 Prozent Minimal-Lauschfähigkeit.

Eines schönen Tages erreichte Aschenputtel die frohe Kunde, dass ein großer Magier in einem fernen Land einen Zauber entwickelt habe, mit dem sie auf dem linken Ohr wieder hören könne. Aschenputtel war skeptisch, und so dauerte es viele Jahre, bis sie sich entschloss, diesen Zauber auszuprobieren. Mittlerweile hatte der große Magier viele, viele Außenstellen - nein, nicht McDonalds - gegründet, und anderen Zauberern den Weg zur Behebung der Schwerhörigkeit gezeigt. Und so begab es sich, dass auch im schönen Frankfurt am Main eine Gehörlosigkeits-Wegzauber-Außenstelle eröffnete. Eines Tages wandte sich Aschenputtel an das Büro des dortigen Zauberers, um sich vorzustellen und sich beraten zu lassen. Und so geschah es dann auch. Aschenputtel wurde von den fleißigen Elfen des Zauberers empfangen, untersucht, von oben bis unten getestet und schließlich als tauglich für den Zauber befunden. Schnell fertigten die Elfen auch einen Kostenübernahmeantrag an, denn auch so ein Magier und seine Elfen müssen ja von etwas leben. Leider waren die Elfen so beschäftigt, dass sie in ihren vielen Büchern Aschenputtel verwechselten und bei der bösen Hexe, die ja für alles verantwortlich war, einen Kostenübernahmeantrag nicht für Aschenputtel, sondern für die Prinzessin auf der Erbse stellten. Es dauerte fast zwei Monde, bis das daraus resultierende Chaos geklärt und der richtige Kostenübernahmeantrag an die böse Hexe verschickt war. Und was tat die böse Hexe? Kinder, Ihr könnt es Euch denken. Sie lehnte den Kostenübernahmeantrag ab. Also beauftragte Aschenputtel einen starken Ritter, der mit tatkräftiger Hilfe des Frankfurter Zauberers die böse Hexe vom Gegenteil überzeugte. Aber es dauerte wieder einige Monde, bis die Zeit endlich - nach vielen weiteren Untersuchungsterminen von Aschenputtel in der Frankfurter Zauber-Außenstelle - reif war, und Aschenputtel verzaubert werden sollte.

Und so begab sich Aschenputtel an einem trüben Tag im Winter in das große Haus des Frankfurter Zauberers. Dort warteten schon viele andere Bewohner des Königreichs, um sich vom Zauberer heilen zu lassen. Da der Zauberer so beschäftigt war, überließ er den Zauberspruch seiner Zauber-Assistentin. Aschenputtel wurde nach ausführlichem Gespräch mit der Zauber-Assistentin am Tag nach ihrer Aufnahme im großen Haus des Zauberers in einen besonderen Raum gefahren. Dort bekam sie zuerst den Einschlaf-Zauber, und als sie wieder wach wurde, war alles schon getan. Noch am selben Tag konnte Aschenputtel aufstehen. Sie hatte keine Gleichgewichtsprobleme, keine Schmerzen, keinen Tinnitus, gar nichts. Also blieb Aschenputtel noch ein paar Tage im großen Haus, ließ sich pflegen und es sich gut gehen. Nun ist Aschenputtel wieder zu Hause und wartet gespannt auf die Reha im Bad Nauheimer Elfen-Haus.

Für alle die, die nicht auf Märchen stehen oder sich gerade selbst die Frage einer CI-Implantation stellen: Nach dem Erstgespräch in der Frankfurter HNO-Klinik im Juni 2007 und Schwierigkeiten bei der Beantragung der Kostenübernahme dauerte es wegen der Ablehnung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse bis Dezember 2007, bis ein Operationstermin vereinbart werden konnte. Die eigentliche Operationsvorbereitung selbst einschließlich der erforderlichen Tests usw. verlief problemlos. Ich fühlte mich durch Frau Dr. Helbig und das Team der Station 8.6 der HNO-Klinik der Universität Frankfurt gut betreut. Die Operation selbst verlief ohne Komplikationen und dauerte etwa 2 Stunden. All die Folgeerscheinungen der Operation, auf die ich mich nach Lektüre von Michaels Ohrenseite und den dortigen Erfahrungsberichten vorbereitet hatte, blieben aus. Von Tinnitus, Kopfschmerzen, Nervenstörungen, Gleichgewichtsstörungen usw. ist zum Glück nichts eingetreten. Man ist mir in allen Dingen aufgeschlossen und offen gegenüber getreten. So konnte ich das am Tag nach der Operation erstellte Röntgenbild ebenso einsehen wie Bilder von der Operationsnarbe machen. Ich freue mich nun auf die Inbetriebnahme des CI und die Rehabilitation mit der Anpassung des Gerätes in Bad Nauheim.

Manuela Fuchs

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