Skip to main content

Erfahrungen zum Klinikaufenthalt nach CI-OP

Dienstag, 25.1.05, war Anreisetag für mich und meine Freundin Madeleine in der Uniklinik Frankfurt. 5:30 Uhr Aufstehen war für uns beide eine Qual, aber wir waren pünktlich um 8:30 Uhr in der Uniklinik auf der Station 8-6. Anmelden, Bett bekommen in einem 4-Bett Zimmer. Dann erste Vorstellung bei der Stationsärztin, die mich über die Risiken der CI-OP aufgeklärt hatte. Blutabnahme, dann wurde ich noch einmal zur Hörprüfung heruntergeschickt.
 
Hörprüfung -- in Frankfurt irgendwie grausig. Die Töne kommen nicht durchgehend, sondern intervallartig -- bei mir ideale Tinnitusauslöser. Zudem war mir kalt, ich war müde und die Aufregung gab mir den Rest. Zahlen habe ich gerade mal 20% verstanden gehabt, ein wirklich grausiges Ergebnis. Die Audiologin selbst schaute mich jedesmal fragend an, mir war zum heulen zu mute. Freundlichkeit und Mutmachen kennen die Audiologen leider nicht, eher erweckten sie einen negativen Eindruck in mir: grummelig, keine Lust, diese ganzen Prüfungen zu machen. Zudem sprach die Audiologin, die am Dienstag die Hörprüfung bei mir machte, nicht mich direkt an, sondern prinzipiell immer auf das Blatt bzw. mit dem Monitor... sehr frustrierend für mich. Als sie dann noch meinte, dass ich mit meinen Hörwerten mit anderen Hörgeräten vielleicht noch was aus meinem Gehör herausholen könnte, hätte ich fast losgeheult. Die Audiologin meinte nur, ich sollte wieder auf mein Zimmer gehen, sie schickt dann die Akustikerin zu mir hoch. Auf dem Flur bin ich noch Dr. Peters begegnet, die mir dann nur etwas sagte von wegen, dass die Akustikerin wirklich gut sei.
 
So bin ich also wieder auf mein Zimmer gegangen. Tief gekränkt, deprimiert und mit der Angst, die knapp 250 km umsonst gefahren zu sein. Zum Glück war ja meine Freundin mitgekommen, die während ich zur Hörprüfung war, sich in der Jugendherberge eingecheckt hatte und ca. 10 min später mein Zimmer betrat. Da ich ein Mensch bin, dem man Gefühle ansehen kann, fragte sie mich gleich, was denn los sei. So sind wir beiden eine Runde spazieren gegangen, wo ich ihr das alles erzählt habe, mich ausgeheult habe. Ich kann heute so froh sein, dass ich sie dabei hatte, sie hat mir gesagt, dass die Audiologin spinnt, der med. Dienst sein o.k. gegeben hat, was nur dann gegeben ist, wenn man im Indikationsbereich liegt und mir wieder Hoffnung gemacht. Und sie hatte mal wieder Recht behalten: nachmittags kam nicht eine Akustikerin zu mir, sondern Dr. Peters, die mit mir die Einzelheiten der OP noch einmal durchgegangen ist.
 
Dann war noch EKG-Schreiben dran, was gleich zweimal gemacht werden musste... beim ersten mal war der Ausdruck dem Narkosearzt nicht lang genug. Den restlichen Tag haben wir mit dem "Siedler"-Kartenspiel und Gesprächen verbracht.
 
Mittwoch, 26.1.05: OP-Tag. Angesetzt war die OP für 10 Uhr, allerdings wurde es dann doch später. Ich wurde in den OP-Bereich gebracht und vorbereitet, d.h. Zugang gelegt etc. Ich muss dabei erwähnen, dass das ganze Team super nett und entgegenkommend war: sie haben extra den Mundschutz abgelegt, damit ich sie verstehen konnte, haben jeden Schritt erklärt, sich persönlich vorgestellt (haben mir ihr Namensschild gezeigt) und mir ein Gefühl gegeben, da gut aufgehoben zu sein. 11:00 Uhr war dann die letzte Uhrzeit, die ich bewusst mitbekommen hatte..
 
Irgenwann später bin ich in einem kleinen Raum aufgewacht, wo ich nett begrüsst wurde und dann in mein Zimmer gefahren wurde. Aber irgendwie passte es den Ärzten nicht mehr, mich in ein 4-Bett Zimmer zu packen: sie gaben mir ein Zweibettzimmer. Ich war müde und geschafft, habe etwas mit meiner Freundin geredet und immer wieder zwischenzeitlich den Rausch der Narkosemittel ausgeschlafen. Die Nacht durfte sogar Madeleine, meine Freundin, bei mir im Zimmer schlafen. Leider war die Nacht viel zu kurz, wir wurden um ca. 6 Uhr geweckt und Madeleine musste das Bett verlassen, da eine neue Patientin eingeliefert worden war. Meine Freundin ist also müde-muffelnd in die Jugendherberge gegangen, wo sie sich dann ausgeschlafen hatte. 
 
Vormittags habe ich dann noch Besuch von Uli Rauter bekommen, der ein paar Wochen zuvor auch dort implantiert worden ist. Gegen Mittag bekam ich die SMS von ihr (ja, ich war so böse und hatte mein Handy an), dass sie wieder "unter den Lebenden" sei, gut gelaunt ist und auf den Weg zu mir. Nach dem Mittagessen sind wir dann über das Klinikgelände gegangen, haben uns den Rettungshubschrauber Christoph 2 ansehen dürfen, der gerade dort gelandet war. Nachmittags noch gespielt, bis ich so k.o. war, dass ich müde ins Bett gefallen bin. Aber von wegen lange Schlafen... abends hat mich noch der liebe Michael besucht. Ich hatte mich schon gewundert, warum er auf keine meiner SMS geantwortet hatte -- Fehler war bei mir, ich hatte mal wieder eine 0 zuviel eingegeben. Über den Besuch habe ich mich sehr gefreut (noch mal ein Danke an Michael und Uli).
 
Am nächsten Morgen dann der grosse Schock: Drehschwindel schon im Bett. Alles drehte sich, als sässe ich in einem Karussel. Dann kam noch dazu, dass ich das Antibiotika erst mal rückwärts gegessen habe (zumindest habe ich danach Kinderbettzeug bekommen!!) Zuerst sollte ich am Freitag entlassen werden, habe aber gesagt, dass ich mich noch nicht dazu bereit fühle. Die Antibiotika wurden dann abgesetzt, aber der Schwindel ist geblieben. Beim schnellen Aufstehen, beim Bücken etc.. jedes mal ist mir schwindelig geworden, was des öfteren auch dazu geführt hat, dass ich mich übergeben musste. Dies hielt den Tag auch an.
 
Röntgenaufnahme wurde auch noch am Freitag gemacht: Die Elektrode ist mehr als 360 Grad in der Schnecke; zudem ein Foto von der "Narbe". Insgesamt war ich nach dem Röntgen für den ganzen Tag schon nervlich fertig. Mir hatte die Station gesagt, dass ich gefahren werden soll (wegen dem Erbrechen), was für die Hinfahrt auch ok war. Nach dem Röntgen jedoch musste ich knapp 45 min auf mein "Taxi" warten, was sich als eine Qual für mein Geruchssinn herausgestellt hatte. In dem gleichen Warteraum setzte sich ein junger Mann hin, der definitiv zu viel Alkohol zu sich genommen hatte. Da ich sowieso eine feine Nase habe und mir eh noch schlecht war, was das keine gute Kombination und klaute mir den Rest der Nerven. Schliesslich habe ich es auch überstanden und wieder durfte meine Freundin mich wieder ermuntern. Nachmittags hab ich mich dann -- mit Hilfe meiner Freundin – geduscht und musste feststellen, dass die rote Farbe mit einmaligem Waschen sich nicht entfernen lässt.
 
Samstag, 29.1.05: Der Schwindel ist immer noch geblieben, aber nach den Untersuchungen ist wohl mein Gleichgewichtsorgan ok. Es scheint, dass es innerlich alles etwas geschwollen ist, so dass je nach Kopfposition Druck auf dem Gleichgewicht liegt und mir deswegen schwindelig ist. Soll mich schonen, nicht bücken (was leichter gesagt ist, wer denkt schon daran, wenn man gerade mal was hat hinfallen lassen). Mittags sind wir dann Richtung Heimat aufgebrochen. Es ist schön, wieder zu hause zu sein, die OP gut überstanden zu haben. Nun hoffe ich, dass sich dieser Schwindel schnell wieder legt (ist schon besser geworden, aber immer noch vorhanden) und ich bald auch wieder mit den Kindern richtig spielen kann. Zudem zähle ich die Tage bis zur Erstanpassung, die am 3.3.05 sein wird -- für mich sozusagen eine Art vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, denn 5 Tage später werde ich 27.
 
Heute weiss ich, dass es die richtige Entscheidung war, egal, wie die Hörerfolge sein werden.
  • Erstellt am .