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Mein Weg zum CI (K. Michel)

Ich bin 70 Jahre jung und komme aus Seeheim-Jugenheim, nahe bei Darmstadt an der schönen Bergstraße. Nun zu meiner Erfolgsgeschichte:

Nach einer längeren Stressphase und bei der Umstellung auf ein neues Computer System hatte ich den ersten Hörsturz, nach 14 Tagen den 2. usw. Das alles war mit einem starken Hörverlust und einem mörderischen Tinnitus verbunden. Ich bekam mehrere immer stärkere und teurere Hörgeräte verordnet, die ich ohne Probleme akzeptiert habe. Mit zunehmendem Alter aber, verschlechterte sich mein Gehör auf Grund weiterer Hörstürze und eines Morbus Meniere auf beiden Seiten immer mehr, bis an Taubheit grenzend.

Ich war auf das Mundabsehen angewiesen, Fernsehen konnte ich nur mit Untertiteln verstehen und Radio nur mit technischen Hilfsmitteln. Mit mir gut bekannten Personen konnte ich nur mit viel Mühe und mit Zusatz-Einrichtungen telefonieren.

Im Sommer 2009 wurde ich auf einen Vortrag des Neuen Chefarztes an der HNO Klinik in Darmstadt über das Cochlea Implantat (CI), durch meine Tageszeitung aufmerksam. Ich habe diesen Vortrag besucht, um mich über den Stand der Technik zu informieren, sowie die Erfolgsaussichten nach der OP etc.

Bei dem Vortrag über das CI wurden, z.B. dessen Möglichkeiten und Grenzen, die Funktionsweise, das operative Vorgehen, die notwendige Nachsorge sowie die unterschiedlichen Fabrikate und technischen Besonderheiten angesprochen. Ich konnte dort auch Betroffene über ihre Erfahrungen mit dem CI befragen. Nach diesem Vortrag fand noch ein Tag der offenen Tür in der HNO Klinik statt. Dort hatte ich ein Gespräch mit dem Chefarzt Priv.- Doz. Dr. med. G. Baier, der nach betrachten meines mitgebrachten Höraudiogramms, zu einem CI riet. 

Über das Internet habe ich sehr viele Erfahrungsberichte gelesen und über Selbsthilfegruppen-Treffen Kontakte zu anderen CI-Trägern geknüpft und angefangen, mich ernsthaft mit dem Thema CI auseinander zu setzen. Da die Hörergebnisse der operierten Personen meist positiv bzw. deutlich besser waren als mit Hörgeräten, entschloss ich mich, alle Voruntersuchungen für ein CI in der HNO Klinik in Darmstadt zu machen. Dort wurde noch einmal bestätigt, dass ich ein CI-Kandidat bin und alle Voraussetzungen für eine Implantation gegeben sind. Es wurde dann ein Antrag bei der Krankenkasse gestellt und nach Genehmigung bekam ich einen Termin für Ende Oktober 2009. Ich habe mich nach ausführlicher Beratung für Med El (Sonata - Implantat und Opus2-Sprachprozessor) und das rechte Ohr entschieden.

In der Nacht vor der Einlieferung ins Krankenhaus und vor der OP, plagten mich nochmals große Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich hatte Angst vor dem neuen Hören und auch davor, mein Restgehör zu verlieren, auch wenn es mir eigentlich sowieso nichts mehr brachte. Ich steckte große Hoffnungen in das CI, hatte aber Angst, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden könnten, z.B. bessere Kommunikationsmöglichkeiten in Gruppensituationen und bei Störgeräuschen, weniger Erschöpfung durch zuhören und keine Angst mehr angesprochen zu werden.

Die OP verlief sehr gut, die Elektrode konnte vollständig in die Hörschnecke eingeführt werden. Ich hatte auch keinerlei Nebenwirkungen, wie Schwindel oder Geschmacksirritationen. Mein Tinnitus war hoch drei, aber man versicherte mir, nach der Einstellung würde das besser werden. Lediglich mein Ohr und eine Stelle am Kopf waren für einige Wochen taub, das legte sich aber mit der Zeit. Der Druckverband war etwas unangenehm und ich hatte leichte Schmerzen, die sich aber mit Schmerzmitteln ertragen ließen. Nach zwei Tagen kam der Druckverband ab und nur noch eine Ohrenklappe aufs Ohr. Auf Grund meines starken Tinnitus, musste ich noch eine Infusions-Therapie über mich ergehen lassen, der Tinnitus wurde aber nicht besser dadurch. Nach acht Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Bei der OP habe ich mein Restgehör vollständig verloren.

Ende November 2009 hatte ich meine Erstanpassung. Zuerst wurde ein Probeton abgespielt, den ich hören musste. Anschließend wurden die einzelnen Elektroden des Implantats eingestellt. Ich musste Töne hinsichtlich ihrer Lautstärke beurteilen, ob ich sie gar nicht höre, sehr leise, leise, angenehm laut, laut etc. Danach wurden noch mal je 2 Töne hintereinander abgespielt und ich musste beurteilen ob sie gleich stark waren. Dann wurde der Sprachprozessor eingeschaltet. Im ersten Moment hat alles nur gepiepst und geklingelt, die Audiologin konnte ich nicht verstehen, aber die Stöckelschuhe von Damen konnte ich eindeutig zuordnen. Insgesamt klang alles noch sehr elektronisch. Nach der sechsten Anpassung am darauf folgenden Tage konnte ich schon relativ gut verstehen und das erste Telefonat mit meiner Frau führen. Die Werte bei dem Hörtest  (nur CI) erzielten schon hervorragende Werte. Ich hätte alle Menschen vor lauter Glück umarmen können.

Nach einigen Tagen hörte sich für mich das Meiste schon "normal" an, die ungewohnten Eindrücke hatte ich großteils verarbeitet. Jedes neue Geräusch jedoch hat erst einmal geklingelt oder gepiepst und ich musste lernen, es zuzuordnen. Das Hörgerät auf der linken Seite habe ich von Anfang an konsequent weggelassen, um mich nur auf das CI konzentrieren zu können. Insgesamt ging bei mir die Umstellung sehr schnell und problemlos. Ich habe da sicher großes Glück gehabt.

Die Entscheidung für ein CI, war die richtige Entscheidung. Ich bin wieder ein glücklicher Mensch geworden, keine Angst vor den Menschen, die mich ansprechen und ein wunderbares Gefühl wieder alles ohne Mundablesen zu verstehen. Mittlerweile ist die Entscheidung für ein zweites CI gefallen. Nach der Genehmigung lasse ich mir auch auf der linken Seite ein CI implantieren.

Etwas Wunderbares ist noch passiert. Nach dem Anstellen des CI war mein Tinnitus auf diesem Ohr total verschwunden. Ich habe dies aber erst nach drei Tagen festgestellt, da meine Euphorie so groß war, dass ich das erst gar nicht gemerkt habe.

Bei einem starken Hörverlust ist es empfehlenswert, sich ein CI implantieren zu lassen. Man sollte sich in Ruhe darüber informieren und sich damit auseinander setzen, so dass man auch wirklich zu diesem Schritt bereit ist. Dieser Wille ist meiner Meinung nach ein entscheidender Punkt für den Hörerfolg mit dem CI und auch nach der OP dieses Ohr so zu trainieren, dass es ein voller Erfolg wird.

Klaus Michel

PS: Mittlerweile ist auch auf der linken Seite ein CI implantiert und wird Anfang Oktober 2010 eingestellt. Ich bin schon sehr gespannt!

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