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CI-Reha in der Kaiserberg-Klinik, Bad Nauheim, nach bilateraler CI-Versorgung

Meine stationäre Reha begann am Dienstag, den 11.01.11 um 11 Uhr - wenn das kein gutes Omen war! An der Rezeption wurde ich sogleich sehr freundlich empfangen. Ich bekam meinen Zimmerschlüssel für den 5. Stock ausgehändigt und eine spezielle Telefonnummer für mein Zimmertelefon.

Noch im Foyer konnte ich mich per Video auf einem großen Bildschirm über das hauseigene, aktuelle Patienteninformations-System informieren. Alle speziellen Einzelheiten der Klinik, sowie anstehende Renovierungsarbeiten wurden dabei erwähnt.

Ich bekam von einer Schwester mitgeteilt, dass ich noch heute Mittag einen Gesprächs - und Untersuchungstermin bei der für mich zuständigen Stationsärztin haben würde.

Nachdem ich mein Gepäck aufs Zimmer gebracht hatte, wurde ich ebenfalls sehr freundlich vom Küchen - und Servicepersonal im Speisesaal begrüßt. Mir wurde ein Platz an einem Vierertisch zugewiesen, an welchem hörgeschädigte - und CI-Patienten saßen. Für jeden folgenden Tag wählte ich ein Mittagessen aus drei verschiedenen Angeboten, bestehend aus Fleisch-, Fisch - und vegetarischem Gericht aus. Mittags und abends war ein Salatbüffet angerichtet. Alles war frisch zubereitet und das freundliche Service-Personal stand mit Rat und Tat zur Seite. Anschließend konnte ich mich in Ruhe auf den kommenden Tag vorbereiten.

Der 1. Reha - Tag begann mit einer Hausführung, anschließend Massage und Audiometrie. Dabei wurden alle Eingangs - Hörtests gemacht. Das war, bedingt durch die große Konzentration, schon recht anstrengend und ich empfand es danach als sehr erholsam, eine halbe Stunde auf meinem Zimmer zu relaxen, bevor es um 13 Uhr mit dem Hörtraining in der CI - Gruppe weiterging. Anschließend wurden in der Audiometrie Tests ohne CI’s durchgeführt, um festzustellen, ob noch Hörreste vorhanden waren - tatsächlich - es waren noch einige wenige im Tieftonbereich vorhanden!

Am darauffolgenden Tag bekam ich von Physiotherapeuten eine medizinische - Trainings-Therapie-Einweisung, genannt MTT, sowie Ergometertraining. Danach konnte ich im Kraftraum meine Muskeln trainieren - toll - auch mein Body wurde gestylt - nicht nur mein Hören mit CI!

An diesem Morgen fand auch meine 1. CI-Einstellung statt. Es war interessant festzustellen, was technisch noch möglich war. Die Audiologin stellte die tiefen Töne, sowie die Lautstärke beider CI’s stärker ein. Jetzt hatte ich spürbar mehr Power auf beiden Ohren. Dies war für die nächsten beiden Tage erst einmal gewöhnungsbedürftig, besonders aber im Speisesaal, Foyer und in der Cafeteria. Auch im Treppenhaus hallte und schallte es kräftig - ich hätte am liebsten den Aufzug genommen! Aber ich lief tapfer die fünf Stockwerke hinauf, in der Hoffnung, dass ich mich auch an diesen enormen Geräuschpegel gewöhnen würde. Einige Tage später empfand ich es tatsächlich nicht mehr so laut!

In den folgenden Tagen standen Hörtrainingseinheiten im Vordergrund,  Einzel - und Gruppenhörtrainings, Audiotherapie und Kommunikationstrainings. Alle wurden von hochqualifizierten Hörtherapeuten, Logopäden und Audiotherapeuten begleitet. Ich kann dem gesamten Team nur größtes Lob aussprechen!! Sehr interessante Vorträge über Tinnitus, CI und Hörstress rundeten das Programm ab.

Ebenso fand eine Beratung über technische Hilfsmittel statt. Es wurden dabei CD - Player, Ringschleifen, Zubehör und Hörbücher ausgeliehen. Auch das PC-Programm, wie Audiolog 3, Muskat und Hörlabor wurden ausführlich erklärt. Wir hatten alle einen PC mit den Hörtrainingsprogrammen auf dem Zimmer. Auch ein Fernsehgerät mit FM-Anlage stand bereit. Alle Zimmer waren hörgeschädigtengerecht mit Blitzanlage ausgestattet.

Einmal wöchentlich fand im Patientenzimmer eine große Visite mit Chefarzt oder Oberarzt, Stationsarzt, Schwester, sowie einer Hörtherapeutin und Logopädin statt. Zusätzlich war einmal wöchentlich auch eine Bedarfssprechstunde eingerichtet, bei welcher ein persönliches Gespräch mit dem Stationsarzt/Ärztin vereinbart werden konnte. Ebenfalls wurde eine HNO-Untersuchung durchgeführt.

Begleitet wurde die CI-Reha auch mit entspannenden Maßnahmen wie Massagen, Hydro-Jet, Wassergymnastik u.s.w. In einer Walkinggruppe konnte ich zweimal wöchentlich zusammen mit Therapeuten im angrenzenden Wald 50 Minuten und sehr straffem Tempo meine Fitness trainieren.

Ein interessantes, freiwilliges Hörtraining im Dunkeln war für mich der Besuch des Nachtwächterrundgangs. Die Stimme des Nachtwächters war tief und angenehm. Es war ein Genuss, ihm bei Kerzenschein zu lauschen und seinem Gesang zuzuhören - ein ganz besonderer “Ohrenschmaus” für das Hören mit zwei CI’s!

Als nächster Schwerpunkt fand Musik-Hörtraining mit Gitarre und Keyboard statt. Es war überhaupt nicht einfach, Halbton - und Ganztonschritte im hohen, mittleren und tiefen Frequenzbereich herauszuhören. Deshalb lieh ich mir eine Musikkassette aus, um das gezielte Heraushören von Leitmelodien zu trainieren.

Auch fand gemeinsam mit einer Logopädin ein Zweiergespräch im Foyer mit großer Lautstärke statt. Ich musste ohne Mundbild verstehen und antworten. Es war auch schwierig, im Gruppenhörtraining Fragen zu verstehen, welche von einem Gruppenmitglied von einer Karte vorgelesen wurde. Es gab drei Antwortmöglichkeiten. Dabei wurde ganz genau deutlich, wer die Frage nicht richtig verstanden hatte - er konnte dann auch nicht die richtige Antwort geben. Ebenfalls war es schwierig, Nonsenssätze ganz genau nachzusprechen. Das heißt, Sätze ohne Sinnzusammenhang und ohne Mundbild zu verstehen!

Im regelmäßigen Kommunikationstraining sprachen wir in der Gruppe gemeinsam mit dem Audiotherapeuten über spezielle Kommunikationstaktiken. Im Hörtraining unserer CI-Gruppe mussten wir einmal den Takt von bestimmten Tanzmelodien heraushören, z.B. Walzer, Foxtrott, Cha-Cha-Cha, Rumba, Samba, Tango usw. Danach tanzten wir nach dem jeweiligen Rhythmus - wir hatten großen Spaß dabei!!

Bei der Logopädin wurde das genaue Hören von unterschiedlichen, aber ähnlich klingenden Lauten geübt, wie z.B. ö, ü, o, m, n, ng, j, ch, sch, u.s.w. Das war recht schwierig, aber erleichterte enorm das Verstehen von ähnlich klingenden Wörtern.

Mit meiner Audiotherapeutin hatte ich auch eine Stunde mit tibetischen Klangschalen unterschiedlicher Größen und Klangfarben verbracht, welche ich sehr genau unterscheiden konnte. Bei einer Klangschalen - Massage vernahm ich die verschiedenen Klänge akustisch wie körperlich als äußerst angenehm und entspannend. Ich glaube, dass der Einsatz von Klangschalen in der Hörtherapie und Tinnitus-Therapie sehr sinnvoll sein kann!

In der letzten Woche meiner CI - Reha wurden nochmals alle die Hör- und Sprachtests gemacht wie am Beginn der Reha. Ich habe nochmals 20 % Hörverbesserung erzielen können! Das ist für mich ein wunderbares Ergebnis.

Ich danke allen, die mir dabei geholfen haben, dieses Ziel zu erreichen, noch dazu am Tag meines 60. Geburtstages, welchen ich hier in der Kaiserberg - Klinik gemeinsam mit meiner Hörgruppe gefeiert habe. Vielen Dank auch der netten Hausdame und dem Cafeteria-Team , die so liebevoll die Tische für meinen Geburtstagskaffee gedeckt hatten!

Ich habe mich sehr wohl in der Kaiserberg - Klinik gefühlt und viel gelernt!

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