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Klettern mit CI

Von Theresa

Mein Name ist Theresa und ich bin 23 Jahre alt. Ich bin im Jahr 2013 und 2015 nach mehreren Hörstürzen implantiert worden.

Ich möchte euch gerne über meine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat (CI) beim Klettern erzählen.

Im Jahr 2016 habe ich in einer Kletterhalle einen Sicherungskurs besucht. Ich bin mit etwas Skepsis zum Trainer und habe ihm gesagt, dass ich Schwierigkeiten mit dem Hören habe. Die Reaktion von ihm war sehr verständnisvoll im Gegensatz zu den anderen Kursteilnehmern, die sich auf die Kommunikation mit mir nicht richtig einlassen wollten. Nach zwei Tagen hatte ich dann den Sicherungsschein für Toprope (Seil hängt bereits in der Wand) in der Hand. Doch nach der eher schlechten Erfahrung mit den anderen Kursteilnehmern, habe ich mich entschieden das Klettern erstmal wieder auf Eis zu legen.

Nach ein paar Monaten bin ich dann in eine Boulderhalle gegangen, wo man sehr gut allein hin gehen kann, da man keinen braucht, der einen sichert. Hier in der Halle habe ich ganz andere Erfahrungen mit den anderen Kletterern gemacht. Sie haben mich mit offenen Armen empfangen und mir Tipps gegeben, wie ich mich verbessern kann und haben auch Verständnis dafür gehabt, wenn ich bei der Lautstärke mal nichts verstanden habe.

Bouldern

Diese positive Erfahrung hat mir Mut gemacht wieder mit Klettern mit Seil anzufangen. Ich habe in einer anderen Halle, als dort wo ich das Sichern gelernt hatte, angefragt, wie es aussieht, ob ich mit meiner Hörschädigung einfach zum Klettertreff (1-2/Woche) mit Trainer kommen kann. Die Trainer meinten, ich solle einfach vorbeikommen und mich der Gruppe anschließen, wenn ich möchte. So bin ich am selben Tag in die Halle gefahren und habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Klar gab es auch Menschen, die sich nicht drauf eingelassen haben, aber mittlerweile habe ich das Selbstvertrauen zu sagen, dass ich mit ihnen nicht klettern möchte. Sowohl die Trainer als auch die anderen Kletterer haben mich in der Halle aufgenommen. Mit der Zeit sind Freundschaften entstanden. Durch das regelmäßige Klettern habe ich nach einer Zeit den Vorstiegsschein (das Seil wird in die Zwischensicherung selbst eingehängt) gemacht.

                                   Vorstiegsklettern

Bis zu dieser Zeit hatte ich keinerlei Probleme mit Schwindel oder Gleichgewichtsproblemen. Im Jahr 2017 fingen plötzliche Schwindelanfälle und Gleichgewichtsprobleme an, die mit Cortison behandelt wurden. Das Cortison hat nach einer Weile auch angeschlagen und der Schwindel ist wieder verschwunden, doch mein Gleichgewicht ist nicht wieder vollständig zurückgekommen. Die Ursache dafür kennt man bis heute nicht. Ich hatte mich dann erstmal dafür entschieden mit dem Klettern zu pausieren. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt ganz aufzuhören, da die Angst zu groß war, es nicht mehr zu können oder sich zu verletzten. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir das Klettern doch fehlt und habe einen Versuch gestartet. Mit Hilfe der Trainer und den anderen Kletterern habe ich es geschafft wieder das Gefühl für die Bewegungsabläufe auch mit fehlendem bzw. schlechtem Gleichgewicht zurück zu bekommen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich definitiv weiter dranbleiben möchte. Bis heute bin ich mehr oder weniger regelmäßig klettern. Mein Ziel ist es irgendwann raus an den Felsen klettern zu gehen.

Die Kommunikation in der Halle ist manchmal sehr schwierig aufgrund der Lautstärke oder den Entfernungen zwischen Kletterer und Sicherer. Das Vertrauen zu seinem Kletterpartner kann nur mit guter Kommunikation aufgebaut werden. Ich habe mich mit meinen Kletterpartnern auf eine nonverbale Kommunikation verständigt. Wir haben für die Kommandos eigene Zeichen entwickelt.

Ich habe mich entschieden meine CI`s beim Klettern zu tragen. Hierbei ist es wichtig, dass die Sprachprozessoren gut am Ohr halten. Ich habe mir generell für sportliche Aktivitäten Ohrpassstücke anfertigen lassen und trage diese beim Klettern.

Auch wenn ich oft als Mensch mit Behinderung gesagt bekommen habe: „Das kannst du doch nicht machen. Das ist viel zu gefährlich. Das schaffst du nie.“, habe ich nie aufgegeben meinen Weg zu gehen und meine Träume zu verwirklichen. Denn nur weil ich eine Behinderung habe, heißt es nicht, dass ich meine Situation einfach hinzunehmen habe, sondern ich versuche immer das Beste daraus zu machen.

Wer Fragen hat kann mich gerne über Instagram (theresa_climbing) kontaktieren.

Theresa
November 2019