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Mein Leidensweg bis zum erlösenden Cochlea Implantat

Von Hans Gindl

Im April 2019 erlitt ich bei einem Unfall zuhause (Explosionstrauma) einen Riss im linken Trommelfell. Da das Trommelfell nicht zuwuchs, bekam ich im Juli 2019 bei der ersten OP das Trommelfell ersetzt. Seither habe ich einen leichten Schwindel, Tinnitus und eine Fazialisparese links.

Dadurch ließ sich das linke Auge nicht schliessen und ich musste bis  Mitte Dezember das Auge in der Nacht mit einem Augenverband „Froschauge“ verschließen, damit es nicht austrocknet. Ich erlitt immer wieder Mittelohr-Entzündungen und das „neue“ Trommelfell heilte wieder nicht.

Im Juni 2020 wurde das Trommelfell ein weiteres Mal erneuert. Durch die dauernden Mittelohr-Entzündungen kam es zu einem Cholesteatom. Aus diesem Grund wurde auch eine Mastoidektomie durchgeführt. Die Gehörknöchelchenkette ist aufgrund der chronischen Entzündungen fehlend.

Im Frühjahr 2021 versuchte ich auf Probe das ADHEAR Knochenleitsystem von MED-EL, aber ohne Erfolg. Durch den langen Krankenstand schickte mich mein Kostenträger, die NOEGK, zu einer Kontrolle zu einem anderen HNO Arzt. Der riet mir zu einem Cochlea Implantat und schrieb mir eine Überweisung zu Herrn Prof. Sprinzl in Sankt Pölten.

Nach Erstkontakt und einigen Untersuchungen wurde mir die Vibrant Soundbridge (VSB) von MED-EL empfohlen aber mit dem Hinweis, dass es eventuell nicht reichen würde und ich dann ein Cochlea Implantat benötigen würde.

Mit der Hoffnung, das ich mit der VSB zu einem „normalen“ hören wieder kommen konnte, vereinbahrten wir einen OP Termin. Im Juni 2021 kam es dann zur vorbereitenden OP für die VSB.

Im Juli 2021 wurde dann die VSB implantiert. Ein weiteres Jahr verging ohne oder mit zu wenig Erfolg. Nach mehreren Hörtests und Beratungsgesprächen entschied sich mein Arzt für das CI.

Am 15. Juni 2022 war es dann soweit, die VSB wurde entfernt und das Cochlea Implantat wurde implantiert. Der Gehörgang wurde verschlossen und mit Bauchfett gefüllt. Damit endeten auch die Entzündungen.

Am 28. Juni fuhr ich zur Erstanpassung und erhielt „meinen“ RONDO 3. Seitdem fahre ich regelmäßig zur Logopädie und Musiktherapie aber mit mäßigem Erfolg.

Am 31. Mai 2023 erhielt ich die Zusage zu meiner Reha in Bad Nauheim für drei Wochen von meinem Kostenträger.

Am 27. Juli dann die Einladung der REHA-Klinik für den 27. September. Dann konnte ich es gar nicht mehr erwarten nach Bad Nauheim zu kommen. Da ich durch meinem Tinnitus und fehlendes Richtungshören nicht solange durchfahren kann, brauchte ich für die 830 Kilometer von 22 Uhr abends mit mehrere Stops bis 09.15 am Anreisetag.

Obwohl der Anreisetag und zugleich Abreisetag sehr stressig waren, blieb die Rezeptionistin sehr freundlich und zugleich hilfsbereit, da fühlte ich mich gleich auf Anhieb gut aufgehoben.

Am dritten Tag hatte ich die erste CI Einstellung bei Herrn Leander, von da an ging meine Hör-Reise erst so richtig ab. Zuhause habe ich mich sozial total zurückgezogen und den Prozessor maximal 2-3 Stunden am Tag getragen. Von nun an mindestens 15 Stunden und wenn ich es herunter nehme, fühle ich mich nackt.

Mit den Therapeuten, allen voran Herrn Hupka, musste ich daran arbeiten aus meinem Schneckenhaus heraus zu kommen. Einmal die Woche CI einstellen war immer sehr spannend, weil ich gedacht habe, besser kann es nicht mehr werden. Und ob, es wurde jedes mal besser.

Das CI-Gruppentraining, Audiotraining, Einzelgespräche waren allesamt einmalig und die REHA Anlage am Stadtrand gelegen, nebenan der Wald, einfach fantastisch.Noch dazu wurde der Aufenthalt um zwei Wochen verlängert und ich genoss jeden einzelnen Tag.

Zu den Therapeuten allgemein kann man nichts dazu sagen, wahnsinnig gut geschult, immer Zeit für jeden. Die Gespräche dazu mit den anderen Patienten, haben den Erfolg gefestigt.

Falls ich die Möglichkeit erhalten sollte noch einmal mit dem CI auf REHA zu fahren, dann auf alle Fälle nach Bad Nauheim, kann man nur jedem empfehlen.

Hans Gindl
November 2023