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Meine Erfahrungen mit meinen beiden Cochlea Implantaten

Von Michelle

Ich kam bereits schwerhörig zur Welt, aber das wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand am 25.06.1998.

Damals war das Neugeborenen-Hörscreening noch in den Kinderschuhen und ging leider an meinen Eltern und mir vorbei, sodass man nicht frühestmöglich erkennen konnte, dass ich schwerhörig bin.

Ich lebte ganz normal mit vielen Tönen und Geräuschen und wuchs mit anderen Kontakten auf, aber meine Familie merkte dabei, dass etwas nicht stimmte. Ich reagierte anders als andere Kinder und meine Familie musste oft laut mit mir sprechen, zudem waren Spielzeuge mit Tönen für mich uninteressant.

Meine Eltern ahnten schon langsam, dass es vielleicht mit meinem Gehör zusammenhängt. Sie gingen mit mir zum Kinderarzt, doch das blieb erstmal erfolglos, da der Arzt erzählte, dass ich nur schüchtern sei und meine Eltern sich keine Sorgen machen müssten.

Das passte meiner Familie aber überhaupt nicht und sie suchten weiter, bis sie Antworten bekamen. So kam es im Alter von 3,5 Jahren zu den Untersuchungen an der Uni-Klinik Frankfurt und dort stellte sich heraus, dass ich nicht gut hören kann. 

Es ging dann alles sehr schnell und ich bekam zunächst einmal Hörgeräte. Damit sammelte ich meine Erfahrungen im Kindergarten, aber das war leider nicht das Optimum für meine Situation.

Man sagte uns, dass man mit Cochlea Implantaten (CI) noch viel mehr rausholen könnte und somit das Leben noch einfacher wird. Somit kamen dann weitere Untersuchungen auf mich zu und ich bekam mit fünf Jahren auf der rechten Seite mein erstes Implantat.

Ich weiß nur noch, dass es für mich sehr komisch war, weil ich ja als Kind nicht genau verstanden hatte, was passiert, aber ich habe in der Zeit auch andere Kinder kennengelernt, die genau dieselbe Operation hatten wie ich und hatte nebenbei gleichgesinnte Spielkameraden.

Nachdem das CI eingestellt war, änderte sich die Welt für mich. Durch hartes Training, Reha und Logopädie erreichte ich ein gutes Sprachverstehen. Meine Eltern mussten nebenbei viel mit mir trainieren und mich unterstützen, wo es nur ging.

Dadurch konnte ich direkt mit sechs Jahren in die 1. Klasse gehen und habe mit 9 Jahren auf dem linken Ohr mein zweites Cochlea Implantat erhalten. 

Damit konnte ich noch viel mehr verstehen und erreichte somit auch meinen Schulabschluss. Danach begann ich direkt mit meiner Ausbildung als Hörakustikerin, weil ich schon immer gerne Menschen helfen wollte und meine Erfahrungen als Selbstbetroffene mit anderen teilen möchte.

Seit nunmehr fünf Jahren bin ich in diesem Beruf tätig und freue mich immer wieder den Kunden zu helfen und ihnen neuen Mut schenken zu können, sei es mit modernen Hörsystemen oder eben mit Cochlea Implantaten, je nach Hörstatus.

Ich möchte den Menschen gerne mit auf den Weg geben, dass man alles schaffen kann und man an sich selbst glauben muss. So lebe ich mein Leben frei nach Albert Einstein: „Genieße Deine Zeit, denn Du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst Du gestern nicht nachholen und später kommt früher als du denkst.“

In diesem Sinne reise ich sehr gerne, treffe mich mit Freunden, gehe ins Kino, höre Musik und gehe auf Konzerte. Ich mache zudem gerne Sport im Fitnessstudio, dabei trage ich auch stets meine Sprachprozessoren und höre beim Sport Musik, nur beim Schwimmen schütze ich zusätzlich die Prozessoren mit den wasserdichten Schutzhüllen.

Ich lebe mein Leben mit den Cochlea Implantaten im Wesentlichen so, wie es andere junge Menschen in meinem Alter auch tun.

Michelle
Juli 2022