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Vom Betriebsarzt zum Cochlea Implantat

Von Dennis Arczynski

Heute möchte ich (36) meine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat (CI) teilen.

Heute bin ich auf meinem linken Ohr taub. Seit Kindheit an habe ich auf dem Ohr schlecht gehört. Warum? Das weiß man heute nicht mehr so genau. Ich hatte als Kleinkind eine Mittelohrentzündung, die auf das Innenohr geschlagen ist. Über die Jahre wurde das Hören immer schlechter. Dies hat mich aber lange Zeit nicht in meinem Alltag beeinträchtigt. Ich war immer der Meinung, ich höre doch ganz gut.

Im November 2020 war ich bei einem routinemäßigen Check beim Betriebsarzt. Dort wurde festgestellt, dass mein Hörvermögen links noch deutlich schlechter geworden ist. Man verwies mich an den Facharzt zur Abklärung.

Mein HNO Arzt vermutete eine Verknöcherung der Ohrknöchelchen und überwies mich an die HNO Klinik in den Kliniken Maria Hilf Mönchengladbach. Dort wurden einige Tests gemacht. Zur Besprechung der Ergebnisse saß mir dann der Professor gegenüber, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Ich dachte mir, jetzt kommt es Dicke.

Professor Windfuhr hat sich die Zeit genommen und mir eröffnet, dass ich auf meinem linken Ohr ertaubt bin. Das war erstmal ein kleiner Schock, damit hatte ich nicht gerechnet. Im Verlauf des Gespräches eröffnete er mir meine Möglichkeiten. Im Prinzip hatte ich drei Möglichkeiten, die Erste wäre nichts zu tun. Da aber dann die Frage, was ist, wenn dem gesunden Ohr etwas passiert? Möglichkeit Zwei wäre eine Cros-Versorgung mit Hörgeräten und Möglichkeit Drei ein Cochlea Implantat.

Ich bin mit folgendem Fahrplan aus der Klinik raus. Ich soll die Cros-Versorgung ausprobieren und ein MRT machen lassen, um andere Ursachen auszuschließen. Zudem soll ich mich mit dem Thema CI auseinandersetzen. Puuuh, ein CI, sich etwas in den Kopf einsetzen lassen? Da musste ich lange drüber nachdenken…

Im Frühjahr 2021 bin ich dann mal zu meinem HNO, wir haben dann die Cros-Versorgung und das MRT angeleiert. Die Cros-Versorgung war nichts für mich. Das gesunde Ohr jetzt noch doppelt belasten? Nein, das war mir zu viel. Der Hörstress wurde nur noch schlimmer.
Das MRT war ohne Befund.

Also gingen noch einmal ein paar Monate ins Land. Ich setzte mich mit meiner einseitigen Taubheit auseinander und stellte fest, so mit einem Ohr hören ist doch anstrengend. Das wurde mir immer mehr bewusst, umso mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetzte und auf die Signale achtete. In lauter Umgebung oder mit vielen Menschen zusammen (Restaurant, Geburtstage usw.), das war mir oft schnell zu viel. Ich war schnell gereizt oder einfach erschöpft und bekam ohne Grund schlechte Laune. Heute weiß ich warum, ich hatte Hörstress. Wenn alle Signale über nur ein Ohr kommen, ist das für das Gehirn einfach anstrengend.

Im August 2021 entschied ich mich dann, das Thema nochmal richtig anzugehen. Ich vereinbarte wieder einen Termin im Maria Hilf. Den bekam ich auch recht zügig. Anfang September war ich dann in der Klinik, es wurden noch einmal ein paar Tests gemacht. Die Indikation für ein CI ist gegeben und es spricht nichts dagegen, ein CI einzusetzen. Also entschied ich mich dafür.

Im Vorfeld habe ich mich viel über die einzelnen Hersteller informiert und habe mich für MedEl entschieden. Den OP Termin habe ich auch wirklich schnell bekommen. Ich dachte erst, das dauert bestimmt noch ein paar Monate, aber nein, die OP soll bereits vier Wochen später stattfinden.

4. Oktober 2021

Der Tag der Operation. Ich war echt nervös. Hoffentlich geht alles gut. Hoffentlich keinen Schwindel, bitte keinen Tinnitus und bitte keine Verletzungen der Nerven. Die Operation verlief komplikationslos. Als ich wach wurde, habe ich erstmal alles abgecheckt. Schwindel? Nein. Tinnitus? Alles still, wunderbar.

Einzig die Zunge hat sich auf der operierten Seite etwas taub angefühlt. Dieses Gefühl blieb auch ein paar Wochen. Zudem stellte ich schnell fest, dass auch der Geschmacksinn auf der Seite nicht mehr funktionierte. Man versicherte mir, dass es in ein paar Wochen wieder gut sein wird. Mittlerweile ist auch wieder alles in Ordnung.

Schmerzen? Ja, am OP Tag selbst hatte ich schon ordentliche Schmerzen. Die waren mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen. Der Tag nach der OP war schon deutlich besser, nur noch leichte Schmerzen, die mit Ibuprofen auch schnell verschwunden waren.

Der zweite Tag nach OP war dann schon schmerzfrei, und ich bin den Druckverband los geworden. Es wurde ein Hörtest und eine Röntgenaufnahme gemacht. Alles in Ordnung und ich durfte am nächsten Tag nach Hause. Zuhause hat die Wunde ein paar Tage genässt. Das war nervig, ansonsten ist die Wunde gut verheilt.

4. November 2021

Der Tag der Erstanpassung. Leute, das war aufregend. Wie wird es sein, wenn das E-Ohr eingeschaltet wird? Mit einem Schlag, waren da Geräusche auf der linken Seite. Krass, dachte ich, da kann man ja auch was hören. Von da an war ich begeistert.

Ich wusste, die Entscheidung zum CI war genau richtig. Wir haben alle Elektroden getestet und die Lautstärke eingestellt. Die vier Programme, die man zur Verfügung hat, haben wir so eingestellt, dass jedes Programm lauter ist als das vorherige. Der nächste Termin fand dann 14 Tage später statt. In der ersten Woche bin ich recht schnell bis ins lauteste Programm gekommen und habe das auch bis zum nächsten Termin beibehalten.

Im zweiten Termin haben wir das CI deutlich lauter einstellen können. Zudem haben wir die Töne angepasst. Ich war mit der Einstellung erstmal zufrieden. Nach ein paar Tagen merkte ich allerdings, dass mir die hohen Töne zu laut / zu hoch waren. In den 14 Tagen konnte ich das CI nicht lauter stellen. Was mich ein wenig geärgert hatte, da ich für mich keinen Erfolg verbuchen konnte. Im Sinne von: „Ach schau mal, kannst ja wieder lauter stellen.“

Der dritte und letzte Termin in der Klinik zur Anpassung war jetzt vergangenen Freitag. Ich war nochmal kurz bei den Ärzten drin. Alles prima. Dann wurde der erste Hörtest mit CI gemacht. Was soll ich sagen, der ist toll ausgefallen. Die Aussage „Für vier Wochen nach Einschalten ist das prima“, ging runter wie Öl.

Auf dem Flur haben wir den Professor getroffen, dem hat man das Ergebnis unter die Nase gehalten. Auch von ihm kam ein Daumen hoch. Ich habe mich richtig gefreut. Danach ging es zum Techniker. Ich teilte ihm mit, dass mir die hohen Töne zu hoch sind. Wir haben einiges nachjustiert. Mit der Einstellung bin ich momentan super zufrieden.

FAZIT:
Ich bin glücklich, mich für das CI entschieden zu haben. Ich lege es morgens an und erst wieder ab, wenn ich ins Bett gehe. Ich trage es mit Stolz, es gehört zu mir, mein E-Ohr.

Es ist jedes Mal, wenn ich es abnehme einfach nur krass, wieviel da einfach weg ist an Eindrücken. Wie leise es doch dann wird und ich mich mehr anstrengen muss, um zu hören. Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.

Dies ist ein Einblick in meine CI Geschichte, die eben erst begonnen hat. Ich hoffe sie hilft dem einen oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung.

Liebe Grüße
Dennis Arczynski
Januar 2022