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Mein Weg zum Überleben mit Cochlea Implantat

Von Angelika Prinz

Ich bin 57 Jahre alt und im April dieses Jahres lag ich von heute auf morgen im Sterben. Es war der 12te April, ich hatte zuvor noch Nachtdienst in meinem Beruf als Altenpflegerin.

Morgens fühlte ich mich nicht wohl, ich hatte hohes Fieber ging zum Arzt, machte einen Corona-Test, der negativ war und ging wieder nach Hause. In der Nacht bekam ich immer höheres Fieber und spuckte Blut, der Rettungswagen wurde informiert. 

Mit Blaulicht kam ich nach Bad Waldsee ins Klinikum, dort wurde mir noch kurz gesagt, ich sei sehr schwer krank. Dies bekam ich noch mit, danach wurde ich für zwei Wochen ins Koma gelegt. Wie ich später nach Wochen erfuhr, hatte ich eigentlich keine Überlebenschance, ich hatte ein Leber-Lungen-Nierenversagen, eine beidseitige Lungenentzündung, eine Sepsis in der Milz und keine Blutgerinnung mehr. Meine Angehörigen waren bereits informiert, sich von mir zu verabschieden.

Nach dem Erwachen aus dem Koma verminderte sich mein Hörvermögen nach ca. zwei Monaten deutlich. Danach bekam ich eine Cortison Therapie, bei der über drei Tage Cortison direkt in beide Ohren gespritzt wurde, bis dato ging man von einem beidseitigen Hörsturz aus.

Nachdem diese Behandlung ohne Erfolg blieb, wurden wiederholt Tests gemacht, ich hörte nun nichts mehr auf beiden Ohren. Die Diagnose wurde überarbeitet, denn durch das viele Wasser auf der Lunge während des Komas, bin ich durch die Gabe von 750 ml Furosemid (Mittel zur Entwässerung) ertaubt.

Ich habe einige Monate dazu gebraucht, mich für ein Implantat zu entscheiden. Ich hatte bereits fast sechs Monate die Totenstille in meinem Kopf, war jedoch ziemlich gut im Lippen ablesen und hatte ein wunderbares Umfeld und begab mich somit nie in die Isolation.

Im Oktober dieses Jahr begann dann mein Abenteuer Cochlea Implantat (CI).

Da ich nach dem Koma auch das Laufen, die Selbständigkeit und eigentlich alles wieder lernen musste, zunächst im Rollstuhl saß, danach am Rollator ging, war es einfach toll irgendwann das Walken zu probieren. Da ich auch unter starkem Schwindel litt, ließ ich bei allen diesen Erfolgserlebnissen immer meine Familie und Freunde über meinen WhatsApp Status daran teilhaben.

Es war wichtig, dass mich mein Umfeld immer unterstützte, bei jedem Fortschritt gab es immer Lob und positive Verstärkung und das war einfach toll. Familie und Freunde waren meine Mutmacher!

Ich hatte meine CI-Operation am 27. Oktober und hatte die erste Anpassung am 23. November. An diesem Tag begann für mich ein neues Leben.

Ich legte meinen Sprachprozessor an und erwartete lediglich irgendeinen Ton zu hören, denn auf mehr hatte man mich nicht vorbereitet.

Die Ärztin tippte auf ihrer Tastatur und ich sagte: „Ich höre die Tastatur!“. 

Beide Ärzte schauten mich verblüfft an und fragten: „Sie hören was????“ Ich sagte „Ja, ich habe sogar sie soeben verstanden“. Den Ärztinnen stand das Wasser in den Augen, ich habe bitterlich vor Freude geweint und mein neues Leben begann.

Bereits abends zuhause, als meine große Tochter kam, konnten wir uns wieder unterhalten, was für ein Gefühl, was für ein neues Leben!!! 

Eure Angelika Prinz