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Mein Weg zum Cochlea Implantat

Von Heinz Diefenbach

Hallo, mein Name ist Heinz Diefenbach, ich bin 73 Jahre alt und bin beidseitig mit Cochlea Implantaten von MedEl versorgt. 1972 wurde bei mir eine beginnende Schwerhörigkeit festgestellt, wahrscheinlich ausgelöst durch ein Knalltrauma in meiner Wehrdienstzeit. 1984/85 verschlechterte sich mein Sprachverstehen, besonders in geräuschvoller Umgebung, Tinnitus kam hinzu, ich bekam meine ersten Hörgeräte, welche ich aber eher selten getragen habe.

Anfang der 90ziger Jahre, ich war mittlerweile selbstständig tätig, wurden meine HdO Geräte mein ständiger Begleiter, ohne ging nichts mehr. Da ich noch einen guten Tiefton Bereich hatte, aber einen sehr steilen Abfall im Mittel- und Hochtonbereich, war die Einstellung für meinen Akustiker immer eine Herausforderung. Es musste bei den Einstellungen ein Mittelweg gefunden werden, sonst kam es zu ständigen Rückkoppelungen. Auch später mit Hörgeräten der neuen Generationen änderte sich daran nichts.

2004/5 versuchte ich aufgrund meiner Schwerhörigkeit, meine Nachfolge zu regeln, was leider nicht von Erfolg gekrönt war. Meine Hörsituation verschlechterte sich rapide und mein Tinnitus entwickelte sich zum Orkan. Dies war für meine Psyche eine sehr große Belastung. Zu Gesprächen bzw. Terminen mit Kunden musste ich teilweise jemanden aus dem Betrieb oder der Familie mitnehmen.

Im Jahr 2011 ergriff ich die Gelegenheit zu einer Reha. Dort bekam ich die ernüchternde Aussage des Chefarztes, dass ich mich doch mit CI’s befassen sollte, da ich ja nur noch ca. 20 - 25% Sprachverstehen hätte mit Hörgeräten. Dies war erst mal ein enormer Schock für mich, CI’s, das war doch was für Taube!

Doch dann ging alles sehr schnell. Über eine Freundin meiner Nichte bekam ich Kontakt zu einer CI-Selbsthilfegruppe und hatte hier den ersten Austausch mit CI-Trägern. Nach einigen Gesprächen und dem Besuch von Klinikvorträgen stand mein Entschluss fest, ich wollte ein CI.

Was mir nach all den Informationen, Gesprächen und Vorträgen klar geworden ist, es sollte eine in CI Operationen erfahrene Klinik, mit einer gut aufgestellten Audiologie für eine sichere lebenslange Nachsorge sein.

Im Jahr 2012 bekam ich dann in der Uni-Klinik Frankfurt mein erstes CI und 5 Wochen später die Erstanpassung des Prozessors. Nach fünf Anpassungsterminen hatte ich bereits ein Sprachverstehen von ca. 60% erlangt, welches sich in der anschließenden ambulanten Reha auf 75/80% steigerte. Ich war begeistert, hörte ich doch wieder Dinge, die ich schon Jahre nicht mehr gehört hatte. Durch Sprachtraining und ständiges Hinterfragen was dies oder das für ein Geräusch sei, bekam ich langsam ein immer besseres, sicheres Sprachverstehen.

2015 bekam ich dann mein 2. CI. Durch eine stationäre Reha in Bad Nauheim, mit viel Sprachtraining und der Synchronisation der beiden Prozessoren, erreichte ich dort eine Steigerung auf ca. 90% Sprachverstehen.

Heute habe ich ein gutes Sprachverstehen, gutes Richtungshören, höre wieder gerne Musik und meine sportlichen Aktivitäten, wie Radfahren und Skilaufen, natürlich beides mit Helm, sowie Besuche im Sportstudio sind ohne Probleme möglich.

Fazit:

Die CI’s haben mir wieder unglaublich viel Lebensqualität zurückgegeben! Meine sozialen Kontakte kann ich wieder wahrnehmen und ohne Scheu auf Menschen zugehen.

Mein Rat:

Sollten Sie von ihrem Akustiker oder HNO Arzt die Empfehlung für ein CI bekommen haben und möchten einen Austausch mit CI Trägern, suchen Sie Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe des Hessischen Cochlear Implantat Verbandes. Auf der Homepage civhrm.de finden Sie Ansprechpartner von Selbsthilfegruppen in ihrer Nähe.

Was ich mir wünsche: 

Engagierte und interessierte niedergelassene HNO Ärzte und Hörakustiker, die informiert sind, die wissen, dass es ein Cochlea Implantat gibt, wenn Hörgeräte keine ausreichende Versorgung mehr bieten.

Heinz Diefenbach
Juni 2021