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Cochlea Implantat bei einseitiger Taubheit

Von Josefine Schwobacher

Ich heiße Josefine Schwobacher und möchte mit Euch unter meinem Instagram-Pseudonym meine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat von Advanced Bionics teilen.

2012 hatte ich regelmäßige Mittelohrergüsse auf dem rechten Ohr. Nach mehreren Paukenröhrchen wachte ich eines Tages auf und bemerkte, dass die rechte Seite nur noch brummt und ich nicht mehr lächeln konnte. Irgendetwas im Mittelohr drückte den Gesichtsnerv ab und bescherte mir eine halbseitige facialis parese. Nach einem HNO-Besuch und der Überweisung in eine Klinik wurde klar, dass da mehr im Ohr ist, als nur ein Erguss.

Leider kann ich nicht mehr genau sagen, was es war. Jedenfalls zerstörten dieser Virus oder diese Bakterien das rechte Innenohr und führte zur kompletten Ertaubung. Nach einer Operation wurde dieses Etwas entfernt, danach hörte ich aber immer noch nichts, nur noch den Tinnitus. Damals war ich zwölf Jahre alt.

Die facialis parese haben wir sehr schnell wieder in den Griff bekommen. Nach mehreren Besuchen bei einer Physiotherapeutin konnte der Nerv reaktiviert und trainiert werden. Doch die Taubheit blieb. Damals rieten sämtliche Ohrenärzte meinen Eltern davon ab, mir ein CI implantieren zu lassen. Der Grund war, dass es monaural nichts bringen würde.

Dementsprechend wurde ich mit einem CROS-System (Contralateral Routing of Signal) versorgt. Auf der rechten Seite erhielt ich ein Mikrofon in Form eines Hörgerätes, das die akustischen Signale auf die linke Seite überträgt, auch versorgt mit einem Hörgerät.

Damals war ich gar nicht glücklich mit der Tatsache, Hörgeräte zu bekommen. Schließlich ist das ja was für alte Menschen. Sorry an alle Hörgeräteträger an dieser Stelle. Und die Vorstellung, dass ich damals schon ein CI hätte bekommen können, hätte die kleine Josy vermutlich verängstigt und sie hätte abgeblockt.

Jahre später machte ich dann mein "Gebrechen" zu meinem Beruf und wurde Hörgeräteakustikerin. Auf einer Fachmesse hatte ich dann zum ersten Mal die Gelegenheit, mit einem Vertreter von Advanced Bionics zu reden. Der meinte zu mir "Warum soll ein monaurales CI nicht funktionieren? Es gibt sehr viele Menschen, die nur auf einer Seite implantiert wurden!" tjaa... was soll ich sagen? Die damals 18-jährige Josy war von der Möglichkeit fasziniert, nach all den Jahren doch wieder etwas auf der rechten Seite hören zu können.

Also informierte ich mich, vereinbarte einen Termin in einer anderen Klinik als der, in der ich mit 12 operiert wurde und machte sämtliche Messungen durch, die gemacht werden mussten.

Natürlich hatte ich Angst. Was wäre, wenn es gar nicht so ist, wie ich es mir vorstelle? Wenn es gar nicht funktioniert?

Andererseits hatte ich durch meine Arbeit auch die Möglichkeit, direkt mit CI-Trägern zu sprechen und wusste im Vergleich zu wahrscheinlich vielen anderen genau, wie das funktioniert und wie es sich anhören wird. In der Ausbildung wird auch das Thema CI angekratzt und die Technik dahinter ähnelt sehr stark der eines Hörgerätes.

Das Risiko war dementsprechend gering, wirklich enttäuscht zu werden und Operationen an sich ängstigen mich nicht. Und die Operation verlief dann sehr gut. Ich wachte Stunden später im Aufwachraum auf, hatte höllischen Tinnitus, schlief wieder ein und wachte in meinem Zimmer erneut auf.

Beim Abendessen bemerkte ich, dass das Essen echt grauenvoll schmeckt. Das lag aber nicht am Essen, sondern daran, dass mein Geschmacksnerv während der Operation gereizt wurde. Um genau zu sein, schmeckte ich auf der Zunge circa zwei Wochen gar nichts. Das besserte sich aber schleichend. Heute nehme ich den Geschmack wieder ganz normal wahr.

Doch neben anfänglicher Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindelproblemen (nach ein paar Tagen war es damit vorbei) kann ich nichts weiter berichten, was mich genervt hätte. Nur der Turban! Der Tinnitus! Und die fast sitzende Position beim Schlafen.

Einen Monat später war es dann so weit. Das CI wurde zum ersten Mal angeschlossen und angepasst. Vor mir saß wieder ein Vertreter von AB und erklärte mir freundlicherweise den Vorgang der Anpassung. Wir stellten das CI auf eine "angenehm laute" Lautstärke ein, die Handhabung wurde erklärt und ich durfte mit meinem neuen CI-Koffer davonspazieren.

Bereits nach einer Stunde merkte ich, wie sich das Gehör an die neue Geräuschkulisse gewöhnt und es mir vom Gefühl her fast zu leise war. Also schaltete ich das Gerät manuell lauter, bis zur maximalen Einstellung.

Rein klanglich betrachtet war es folgendermaßen: metallisch, wie ein Roboter, ein bisschen wie eine Mickey Maus... Aber es war genial! An dieser Stelle muss ich noch einmal erwähnen: Ich bin eine Hörakustikerin. Zuhause bei meiner Arbeit habe ich die wundervolle Möglichkeit, mein CI selbst am Computer anzuschließen und einzustellen. Diese Möglichkeit nutze ich natürlich nach wie vor.

Inzwischen bin ich aber seit über einem halben Jahr sehr glücklich mit meiner Einstellung und ändere kaum noch was daran. Ich passe maximal den täglichen Pegel per Knopfdruck am Gerät an, mehr aber nicht.

Die Reha selbst verlief sehr gut. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, einen Platz zu finden, wurde ich von sehr lieben Logopädinnen aufgenommen und mit Hörtraining versorgt. Das Unterscheiden von Vokalen fällt mir nach wie vor schwerer, aber die Konsonanten funktionieren wunderbar. Das Musikhören habe ich auch schon ausprobiert und auch wenn der Klang nicht so schön ist, wie beim linken (normalen) Ohr, kann ich die Melodie gut erkennen.

Alles in allem bin ich sehr froh, mich für ein CI entschieden zu haben und würde es jederzeit wieder tun. Und das nicht nur aus dem Grund, weil ich jetzt per Bluetooth mit dem CI Musik hören kann 😉.

Josefine Schwobacher
April 2021