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Masterstudium, Hörsturz und dann kam Corona

Von Katharina G.

Hi, mein Name ist Katharina, aber meine Kommilitonen nennen mich Katha. Ich bin 28 Jahre alt und kann mich noch sehr gut erinnern, als ich meinen letzten Hörsturz hatte. Noch relativ zum Beginn meines Masterstudium ertaubte ich plötzlich von einer Sekunde auf die andere Sekunde auf der linken Seite.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 8 ½ Jahre auf der rechten Seite ein Cochlea Implantat (CI). Der Schock war groß und ich fragte mich „Wieso?“, aber ich rappelte mich schnell wieder auf. Denn den Kopf hängen zu lassen, war keine Option für mich. Nichtdestotrotz musste ich lange überlegen, ob ich auf der linken Seite auch ein CI haben will. Die Angst, dass ich dann unterschiedlich höre, war sehr groß gewesen. Ich hatte sehr viele Gespräche mit Gleichgesinnten, aber auch mit Hörenden geführt, bis ich mich für ein zweites CI entschieden hatte.

Von der Entscheidung bis zur OP dauerte es nochmal einige Monate, was letztendlich auch daran lag, dass ich nicht mitten im Semester fehlen wollte. Als ich dann operiert worden bin, hatte ich das zweite Semester im Master abgeschlossen.

Im dritten Semester lag mein Fokus auf der Hörreise, aber auch die letzten Prüfungen abzulegen, damit ich nur noch die Abschlussarbeit im vierten Semester schreiben kann. Dies klappte auch wunderbar. Von Tag zu Tag hörte ich immer mehr und meine Angst, dass ich unterschiedlich hören würde, war unbegründet. Ich komme mittlerweile sehr gut zurecht und ich merke keinen Unterschied mehr.

Meine letzte Prüfung wurde 23 Stunden vor der Abschlussarbeit abgesagt und auf unbestimmte Zeit verlegt. Was war los? Es war Ende März 2020 und das Corona-Virus breitete sich rasend schnell in Deutschland aus.

Alle waren überfordert und es wurde sehr schnell entschieden. Ohne diese Prüfung konnte ich die Masterarbeit nicht anmelden. Mir blieb nichts anderes übrig, als erstmal abzuwarten. In der Zeit bereitete ich mich auf die Prüfung vor und suchte parallel den Kontakt zu meinem Professor, um schon mal über die Abschlussarbeit zu besprechen. Wochen später konnte ich endlich meine Prüfung ablegen und die Abschlussarbeit anmelden.

Ich war sehr froh, dass ich keine Online-Vorlesungen mehr besuchen und mich mit der Technik und Hör-Qualität auseinandersetzen musste. Das heißt aber auch nicht, dass ich keine Probleme hatte. Da die persönlichen Sprechstunden ausfielen, musste viel über E-Mail kommuniziert werden. Da mein Professor so viel Stress mit der Online-Lehre und seinem eigenen Betrieb hatte, kam er nicht hinterher, die Mails der Studierenden zu beantworten.

Letztendlich lief die Kommunikation bei mir über meinem Zweitprüfer, da die beiden regelmäßig miteinander telefoniert haben. Keine ideale Lösung, aber ich war froh, dass ich überhaupt eine Rückmeldung bekam.

Trotz der Kommunikationsschwierigkeiten konnte ich meine Abschlussarbeit abgeben und auch erfolgreich verteidigen. Meine Verteidigung lief online ab. Die Sorge davor war sehr groß, ob ich bei der Verteidigung meinen Prüfern gegenüber online alles verstehen werde. Diese Sorge konnte mein Professor vorab abnehmen. Denn er versicherte mir, dass wir bei Kommunikationsschwierigkeiten auf die Chat-Funktion ausweichen können. Die Verteidigung lief gut. Beide Prüfern hatten viel Geduld gehabt und widerholten die Fragen, die ich nicht sofort verstanden hatte.

Der Moment, in dem ich erfuhr, dass ich bestanden habe, war nur pure Erleichterung. Ich war und bin immer noch glücklich darüber, dass ich das Kapitel „Studium“ erfolgreich abschließen konnte.

Das nächste spannende Kapitel in meinem Leben ist jetzt: die Jobsuche. Mal schauen, was da passieren wird.

Bis dahin, bleibt gesund!

Katharina G.
April 2021