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Mein Weg zum Cyborger

Von Ines Böttner

Hallo liebe Blechohren oder wie ich immer sage Cyborger,

ich möchte Euch heute über meine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat (CI) berichten, hier sind sie:

Durch meinen Hörsturz während der Ausbildung war ich von 2000 bis 2004 taub. Ich kann ein wenig Gebärden, da meine Schwester gehörlos ist.

2004 bekam ich durch eine Untersuchung (Blutabnahme zwecks Kontrolle auf einen Gendefekt) die Bestätigung der Diagnose aus dem Jahr 2000, dass ich doch für ein CI geeignet bin, obwohl meine BERA viel zu gut und dies für die Ärzte ein Rätsel war. So bekam ich 2004 links mein erstes CI und 2007 dann die rechte Seite.

Der größte Schock für mich war, als der Sprachprozessor angepasst wurde und es wie Micky Maus klang, alles so hoch und ich fühlte mich ein wenig überfordert von den Klängen. Ich ging damals nach der Erstanpassung alle zwei Tage zur Reha bzw. zum Hörtraining. Ich habe es genossen, zumal mein Ziel war, wieder alles hören zu können.

Ich hatte 20 Therapieeinheiten bekommen, die zunächst alle zwei Tage, dann einmal pro Woche und später einmal Monat waren. Ich war noch nicht ganz zufrieden, aber dennoch… ich konnte hören. Meine Musik, oh Gott, was habe ich gelitten.

Ihr müsst wissen, ich bin Depeche Mode Fan und ich kam einfach nicht rein, seit dem ich das CI hatte. Nun endlich habe ich 2007 die rechte Seite operiert bekommen und es war ein Kampf, der mich dahingebracht hat, wie ich mir das wünsche zu hören.

Ich konnte viel besser hören mit den zweiten CI und durch die neuen 20 Therapieeinheiten wurde es immer besser Ich bin in der Lage meinen Beruf als Arzthelferin auszuüben.

Es war ein langer Weg. Die Therapie hat mir zwar super die CIs justiert, aber dennoch war ich mit meinen Ergebnissen noch nicht zufrieden. Ich beschaffte mir Hörbücher und habe mein eigenes Hörtraining durchgeführt und es wurde von Mal zu Mal besser. Dann habe ich es wieder mit Depeche Mode versucht und sieh an, ja es klingt schon viel besser.

Jetzt ist es so, als ob ich gar kein Cyborger bin, denn es klingt natürlich.

Wie gesagt, ich arbeite in einer HNO Praxis und habe Patientenkontakt und viele glauben mir dort immer nicht, wenn sie mein CI sehen, dass ich ein Cyborger bin.

Das ist mir egal, zumindest kann ich den Patienten zeigen, dass es diese Techniken gibt und man mit viel Training auch zum gewünschten Erfolg kommen kann.

Aktuell kommt noch erschwerend hinzu, dass die Patienten und wir Masken tragen und es somit alles anders klingt.

Ja. ich muss zu meiner Schande gestehen. wenn ich zu Hause bin nach der Arbeit nehme ich meine Prozessoren ab und bin froh, dass ich nichts höre. Es ist aber erst so, seit es die Maskenpflicht gibt.

Da habe ich meinen Chef und die Kollegin befragt, ob diese auch das Problem mit dem Verstehen mit Maske haben und zu meiner Überraschung haben diese es auch bestätigt.

So Leute, ihr könnt beruhigt sein, es geht nicht nur uns Cyborgern (CI-Träger, Schwerhörige oder Gehörlosen) so. Ich hoffe, ihr kommt gut durch die Corona Zeit und bleibt schön gesund. Auf Feedback würde ich mich freuen. In diesem Sinne haltet die Ohren steif.

Ines Böttner
März 2021