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Spät, aber besser als nie! (Teil 3)

Von Matthias L.

In dieser Ausgabe schildere ich Euch, wie der Ablauf und die ersten Eindrücke mit meinem zweiten Cochlea Implantat (links) waren.

Die Zeit bis zur zweiten OP

Bereits Anfang Februar 2018 bekam ich Post, in der ich den Termin zur stationären Aufnahme genannt bekam.

Hinweis: Dem geneigten Leser wird auffallen, dass sich viele Erfahrungen hier mit denen der ersten OP, z.T. wortgleich decken, denn letztlich unterscheidet sich der Vorgang in der Regel nicht zwischen den beiden Seiten, insofern ist das beabsichtigt!

Am 20.03.2018, einem Dienstag, um 8:30 Uhr bin ich zur MHH gefahren. Dort standen die Vorbereitungen für die OP am folgenden Vormittag an. Als erstes kam es zum Gespräch mit einer HNO-Ärztin, die mir etwas Blut abnahm und mich erneut über mögliche Nebenwirkungen aufklärte. Hier bestand wiederholt die Möglichkeit restliche Fragen abzuklären.

Nachdem der sogenannte "Papierkram" erledigt war, ging es für mich zur Station, auf der ich relativ schnell aufs Zimmer weitergeleitet wurde. Nachdem ich mein Patientenbett belegt hatte, wurde zunächst im DHZ eine aktuelle Audiometriemessung durchgeführt.

Anschließend wurde ich ins Büro der "Narkose"-Ärztin gebeten, um wie bei der ersten OP die ideale Narkoseeinstellung zu besprechen. Aber auch hier lief es wie beim ersten Mal schnell und normal ab. Dann ging ich noch zum AB-Shop, wo ich mich für die Farbe des Sprachprozessors und der Spulenabdeckung sowie ein Zusatzgerät entschieden habe. Ich wählte die gleiche Farbe wie beim ersten CI und beim Zusatzgerät den TV-Link.

Dann kam es zum sogenannten "Abschlußgespräch" mit dem operierenden Oberarzt Dr. Prentzler. Am Ende des Gespräches sagte er mir, dass meine OP am folgenden Vormittag um ca. 8 Uhr geplant ist und was ich beachten muss. Am Ende dieses eindrucksreichen Tages machte ich einen Spaziergang im Klinikgarten und sortierte meine Gedanken.

Die Operation

Am nächsten Morgen fiel bekanntlicherweise für mich das Frühstück aus und ich wartete auf das Abholen zum OP-Saal. Nach der Visite bekam ich die "Leck mich am Arsch"-Pille. Um kurz nach 8 Uhr wurde ich zur OP abgeholt. Auf dem Weg zum OP-Saal dauerte es seltsamerweise etwas bis endlich der Aufzug ankam. Ich dachte mir: „Na das kann ja heiter werden, wenn der Aufzug plötzlich streikt“, aber ich nahm es mit Humor und kurz vor dem Eingang des OP-Trakts wartete auch schon Dr. Prentzler. Ich konnte den OP-Saal noch kurz sehen und bekam dann die Narkose per Infusion und ich zählte gerade mal bis drei und war dann ruckartig eingeschlafen.

Da ich kein Zeitgefühl während der Narkose hatte, wachte ich gefühlsmäßig nach ca. 5 bis 10min wieder auf. In Wirklichkeit waren fast 2 Stunden vergangen bis ich im Aufwachraum wieder aufwachte. Ich hatte kaum Schmerzen oder Schwindel. Dennoch fühlte ich mich schlapp, was aber ganz normal war.

Freitagmorgen kam dann endlich mein Druckverband ab und wurde durch einen "normalen" Verband, dem Ohr-Verband, ersetzt. Dabei wurde mir gesagt, dass ich wohl am Samstag zum DHZ zur Direktanpassung gehen kann. Sehr zufrieden schlief ich abends ein und freute mich sehr auf den nächsten Tag.

Am Samstag früh wurde dann der Verband ein letztes Mal auf der Station gewechselt und dann bin ich anschließend rüber gegangen zum DHZ. Es wurde zuerst ein Testton durchgeführt. Dieser klappte ohne Probleme, daraufhin wurden zwei erste Programme auf den neuen Sprachprozessor gespielt, die erst mal eine sehr grobe Einstellung bedeuteten für die Zeit bis zur Erstanpassung. Für die zweite Erstanpassungswoche wurde auch gleich abschließend der Termin und die Hotelbuchung erledigt.

Daraufhin ging ich zurück zur Station und es erfolgte ein allerletzter Check und ein Gespräch mit dem Vertreter meines "OP-Oberarztes", der mir auch bestätigte, dass alles gut verheilt ist. Ich bekam dann meine Entlassungspapiere, Krankenhausaufenthaltsbescheinigung, Anweisungen für die nächsten Tage, sprich Duschverhalten und Tablettennahme und Verbandswechsel. 

Danach fuhr ich mit dem Zug nach Hause. Der Ablauf bis zur Erstanpassung ähnelte sich also bis auf ein paar Kleinigkeiten mit dem Ablauf vor der ersten Erstanpassung. Nun musste ich sechs Wochen bis zur Erstanpassung am 7. Mai warten.

Die Erstanpassungswoche vom 7. Mai bis zum 11. Mai 2018

Auch diesmal fuhr ich schon am Samstag, den 5. Mai zu meinen Eltern, um mich dort auf die folgende Woche einzustimmen.

Am nächsten Morgen fuhren mein Vater und ich sehr früh los. Ich hatte noch Zeit mich im Sekretariat des DHZ anzumelden und Unterlagen für die Mensa und das Hotel abzuholen. Anschließend checkte ich wieder im naheliegenden Hotel IBIS ein und ging danach zur Mensa. Mit sattem Gefühl war ich dann bereit zum Start in die Erstanpassungswoche.

Tag 1:

Es ging mit der Übergabe des Erstausstattungskoffers los. Mir wurden erste grundlegende Benutzungshinweise gegeben und nebenbei wurde die erste richtige auf mich zugeschnittene Einstellung gemacht, indem ich eine Reihe von Tönen übermittelt bekam. Hier musste ich sagen, ob der Ton jeweils zu leise, zu laut oder eben mittel (optimal) war. Diesmal war ich wahrscheinlich unbewusst etwas zu vorsichtig, so dass sich nach dieser ersten Einstellung für den Rest des Tages ein etwas zu leises Empfinden bemerkbar machte. Denn für die Zeit dieser Erstanpassungswoche galt es meinen rechten Sprachprozessor nicht anzulegen. Der restliche Tag diente nun dazu, dass ich mit dem CI erste Inputs bzw. Impulse sammelte und das alles erst mal auf mich einwirkte.

Dabei hatte ich wie beim ersten Mal an diesem sogenannten ersten Tag trotzdem schon einige "Aha-Momente".

Mir war aber auch klar, dass dies noch nicht die endgültige Einstellung sein wird. Dennoch genoss ich jeden "Aha-Moment", welche sich meistens in Form von „neuen“ Geräuschen bemerkbar machten.

Tag 2

Am Dienstag wurde als erstes die Audiometrie im DHZ durchgeführt und das Ergebnis konnte sich, trotz gefühlt zu leiser Einstellung, sehen lassen, denn auch so erreichte ich auf der linken Seite schon einen Wert von ca. 40db. Dies ist der untere Bereich der sogenannten "Sprachbanane". Danach kam es bei der Ingenieurin zur neuen Einstellung, welche diesmal etwas lauter war. Aber der dumpfe Klang war noch da, der ungewohnt und nicht vergleichbar mit der rechten Seite war. Beim anschließenden Hörtraining hatte ich trotz des ungewohnten dumpfen Klanges ein recht gutes Gefühl.

Glücklich und hoch zufrieden schlief ich am späten Abend ein.

Tag 3

Der 3. Tag war der Tag mit den meisten „Terminen“.

Als erstes erfolgte eine erneute Anpassung und diesmal mit dem bilateralen Abgleich, das heißt, dass die Einstellungen mit und auf beiden Seiten abgestimmt wurden. Dies war für mich mal wieder ein großer Moment, bei dem ich ein sehr großes "WOW"-Gefühl bekam. Der dumpfe Klang ist zwar noch vorhanden, aber eben nicht mehr so dominant. Deswegen wurde diese Einstellung so beibehalten. Endlich konnte ich Stereo hören und verstehen. Nachdem ich in der Mensa zu Mittag gegessen hatte, ging ich in das DHZ und nahm an einem Gruppen-Hörtraining teil. Dort machten wir in der Gruppe 4 verschiedene kleine Gruppenspielchen. Das erste Spiel war ein Bingo-Spiel, indem es darum ging das Verstehen von aufgesagten Zahlen zu verstehen. Ich verstand auf Anhieb alle Zahlen und nahm es mit Humor, dass jemand anders aus der Gruppe das Spiel gewann. Dann wurden im zweiten „Spiel“ verschiedene Vornamen von A bis Z aufgezählt. Als drittes Spiel folgte ein Quizspiel, bei dem zehn verschiedene Fragen gestellt wurden. Ich konnte alle Fragen verstehen und richtig beantworten. Zuletzt wurde im vierten Spiel ein Lückentext vorgelesen, in dem die Lücken ausgefüllt werden mussten. Auch dies gelang mir ohne große Mühe fehlerfrei.

Da am Freitag die HNO-Ärzte auf einem Seminar eingeplant waren, wurde das "Abschlußgespräch" auf Mittwoch vorverlegt. Dort stellte der Arzt fest, dass auch hier die OP-Narbe sehr gut verheilt war und ich erwähnte, dass ich erneut sehr zufrieden bin.

Abschließend ging ich noch zum HCIG und führte ein paar sehr lockere Gespräche. Am frühen Abend genoss ich noch mit meinem Mp3-Player verschiedene Musiksongs und bekam besonders beim Song "Turn it on again" von Genesis eine Gänsehaut.

Daraufhin schlief ich sehr glücklich ein.

Tag 4

An diesem Tag waren aufgrund des Feiertags keine Termine wahrzunehmen und ich konnte den Tag richtig auskosten, um die aktuelle bilaterale Einstellung ausgiebig im Alltag zu nutzen.

Ich traf mich nachmittags mit meinem Vater in der Innenstadt auf einen Cappuccino und stellte fest, dass ich mich sehr entspannt mit ihm unterhalten konnte.

Tag 5

Der letzte Tag verging gefühlt schnell. Es wurde ein letztes Mal ein Hörtraining absolviert, bei dem auch eine abschließende Hörprüfung durchgeführt wurde. Mit den Werten war ich wiederum sehr zufrieden. Hinterher ging ich zur Mensa und dann zum Hotel zum Auschecken. Auf der Fahrt nach Hause genoss ich die Heimfahrt dankbar.

Zeit bis heute

Nachdem ich in zwei weiteren Anpassungsterminen noch weitere Programmeinstellungen bekam, verbesserte sich mit der Zeit stetig mein Sprachverständnis um einiges. Ebenfalls verschwand langsam mit der Zeit der dumpfe Klang, was mir sehr zugute kam.

Ich trainiere regelmäßig das Sprachverstehen mit Hörapps, Hörbüchern, Fernsehen, Musik hören und dem Telefonieren, was mir alles sehr viel Spaß macht.

Fazit: Ich bin sehr froh, dass ich auch mein anderes Ohr habe implantieren lassen und bereue es überhaupt nicht. Ich bin sehr sicher, dass ich nun bis an mein Lebensende sehr von meinen CI's profitieren werde.

Matthias L.