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Mein Weg zum Cochlea Implantat

Von Caroline Riechmann

Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und habe einen Sohn von 17 Monaten. Durch eine Röteln-Infektion als meine Mutter schwanger war, bin ich von Geburt an, an Taubheit grenzend schwerhörig. Festgestellt wurde dieses, als ich 2,5 Jahre alt war. Seitdem trage ich Hörgeräte.

Bis ca. 2005 waren wir auch mindestens einmal im Jahr in Heidelberg bei Herrn Dr. Uttenweiler (vielleicht kennt ihn ja jemand? Das war eine spezielle HNO Abteilung, hauptsächlich für Kinder, in der Uniklinik Heidelberg). Er hat meine Eltern und mich damals viel unterstützt und beraten, z.B. über den aktuellen Stand der Technik informiert, Hörgeräte- Einstellungen optimiert. etc..

Ich habe einen Regelkindergarten und Regelschule besucht. Hier hatte ich zur Unterstützung immer eine Mikroportanlage. Das war super. Ich hatte auch das Glück tolle Lehrer zu haben, die das Gerät auch immer benutzt haben. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung als Bankkauffrau gemacht und arbeite immer noch bei der Bank.

Vor ca. drei Jahren war es wieder soweit, neue Hörgeräte standen an. Da ich mit meinem Akustiker (aus einer Kette) nicht mehr zufrieden war, suchte ich einen neuen und bin dann durch eine Empfehlung zu einer sehr guten Akustikerin gekommen. Diese hatte mich darauf angesprochen, warum ich auf meinem schlechten Ohr kein Cochlea Implantat trage.

Im Großen und Ganzen kam ich immer gut mit meinen Hörgeräten zurecht. Zum Fernsehen nutze ich auch schon immer ein "Hilfsmittel", früher die Mikroportanlage, inzwischen einen Compilot. Einfach toll, was die Technik hier kann. Entspanntes Verstehen und super Klang!

Ungefähr alle fünf bis sechs Jahre habe ich die letzten Jahre neue Hörgeräte bekommen. Mit jedem neuen Gerät konnte ich eine Verbesserung zum vorherigen feststellen. Ob im Handling, im Klang, im Verstehen, etc... es tut sich sehr viel.

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich was das ist und dass dies evtl. für mich eine Alternative wäre. Auch erklärte sie mir, dass bei sehr vielen, irgendwann das CI-Ohr besser hört als das Hörgeräte-Ohr. Naja ich habe mich dann ein bisschen eingelesen und auch über die Optik informiert und beschloss, dass ich erstmal noch wieder Hörgeräte möchte und es mir ja bis zur nächsten Hörgeräte-Versorgung überlegen kann. Ich war einfach noch nicht überzeugt. Das Gerät ist größer wie ein Hörgerät, es ist eine OP und eigentlich höre ich doch gut....

Also dann habe ich neue Hörgeräte bekommen und war zufrieden... Das Thema CI habe ich aber weiter verfolgt. Dann habe ich ein Kind bekommen und festgestellt, Kinderstimmen etc. verstehe ich schon schlecht. Vielleicht wäre es ja doch eine Überlegung so ein CI.... aber wenn dann ja schnell und nicht erst in ein paar Jahren. Noch ist das Kind klein, in ein paar Jahren ist das zu spät....

Dann war ich zufällig in Pforzheim bei Herrn Böhm, wo ich durch Zufall festgestellt habe, dass er auch CI-Patienten hat. Ich hatte mit ihm einen Termin und er erklärte mir ein bisschen was zum CI und den möglichen Kliniken in der näheren Umgebung. Dann hatte ich in den Kliniken angerufen für einen ersten Termin. Bei mir standen die Kliniken aus Freiburg, Tübingen, Stuttgart und Mannheim zur Auswahl. Für mich persönlich, war auch das Konzept der Klinik zum Thema Nachsorge, CI-Einstellungen, etc wichtig.

Dann hatte ich in Mannheim bei Dr. Servais einen Termin. Er erklärte mir und meinen Eltern das Thema nochmal ganz genau. Wir fühlten uns alle wohl. Dr. Servais strahlt eine sehr sympathische Ruhe und Erfahrung aus. In Freiburg hätte ich erst drei Monate später einen Vorstellungstermin gehabt. Da hatte ich keine Lust mehr. Für mich war klar, Mannheim ist perfekt. Nachsorge ist vor Ort in Pforzheim möglich, ich muss nicht immer dafür in die Klinik fahren. Ich hatte nichts zu verlieren.

Auf diesem Ohr, habe ich noch nie wirklich etwas gehört (das Gehör hat sich nicht verschlechtert), das OP Risiko ist minimal, schlimmstenfalls trage ich das CI nicht und höre wie bisher. Also war klar, die Chance, mehr zu hören/verstehen ist größer/wichtiger, wie die Bedenken. Was bringt mir tolle Optik eines fast nicht sichtbaren Hörgerät, wenn ich damit eigentlich nichts verstehe/höre.

Die OP selbst ist gut verlaufen. Direkt nachdem ich wieder auf dem Zimmer war, bin ich wieder rumgelaufen. Ich hatte überhaupt keine Beschwerden. Schmerzmittel bekommt man im Notfall genügend. Für mich persönlich sind Halsschmerzen bei einer Erkältung oder Kopfschmerzen einer Nebenhöhlenentzündung viel, viel schlimmer. Fäden wurden nach 8 Tagen gezogen. Erstanpassung war in Sankt Wendel.

Das erste Mal hören.... es war ein lautes piepsen in verschiedenen Höhen. Das wurde in den nächsten Tagen besser. Ca. zwei Wochen nach der Erstanpassung habe ich beim Training mit der App die ersten Zahlen verstanden. Inzwischen trage ich mein CI über ein halbes Jahr und bereue es nicht. Jedoch bin ich jetzt auch nicht der Mensch, der sofort alles verstanden hat und mir fehlt auch für mich noch ziemlich viel zum Verstehen.

Aber es ist eine super Unterstützung für das Hörgeräte-Ohr. Das hören ist für mich z.B. insgesamt voluminöser, es sind viel mehr Höhen und Tiefen im Hören. Auch höre ich viel mehr im Vergleich zum Hörgerät, z.B. Regentropfen auf dem Autodach, habe ich davor nie gehört. Oder z.B. im Urlaub einen Wasserfall am Berg gegenüber. Und mir ist z.B. aufgefallen, dass ich doch teilweise ziemlich nuschele bzw. Buchstaben nicht deutlich ausspreche, da ich diese davor nie so klar gehört habe (z.B. das S / F / CH ...).

Mit CI alleine ist es für mich aber noch ziemlich schwer. Ich verstehe bisher eher einfache Sätze, Worte. Da ist also schon auch noch viel Fleißarbeit und üben angesagt. Ich habe einmal wöchentlich Logopädie/Hörtraining. Wir üben zum einen Sätze, Worte, Geräusche (alles ohne Mundbild) und üben auch an meinen Nuschelbuchstaben, da mich dies inzwischen selbst ziemlich stört, dass ich das höre smile.

Bezüglich der Fragen zum Geräte-Hersteller: Ich denke da gibt's kein besser und schlechter. Jeder hat andere Wünsche an die Geräte (egal ob Hörgerät oder CI) und eine andere Hörbiographie. Man muss sich einfach selbst damit Wohlfühlen.

Noch ein paar Anmerkungen zum Schluss. Hätte mich die Akustikerin damals nicht darauf angesprochen, würde ich immer noch kein CI tragen. Leider ist es so, dass sehr viele Akustiker sich nicht mit hochgradiger Schwerhörigkeit auskennen. Selbst mein Ohrenarzt ist nicht wirklich fit was Hörgeräte und noch spezieller das CI angeht. Insgesamt kennen noch sehr wenige Menschen die technischen Möglichkeiten, die es inzwischen gibt. Und es ist wirklich schwer Menschen zu finden, die sich mit dem Thema auskennen und einen hier unterstützen. Ich kann nur empfehlen ggf. auch eine längere Fahrtzeit in Kauf zu nehmen. Und egal, ob Hörgerät oder CI immer aufschreiben, was einem positiv oder auch negativ auffällt. Oftmals können die Techniker/Akustiker einem da bei der Einstellung der Geräte helfen. Sie müssen nur wissen was einen stört. Ansonsten kann ich noch als Lebenstipp mitgeben, immer offen sein für neues smile

Caroline Riechmann

Dezember 2018